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Alte Bäume sind unverzichtbar
Die Leistungen, die eine 100-jährige Buche für ihre Umwelt erbringt, sind enorm. Ob Kühlung, Luftfilterung oder Kohlenstoffbindung – im Klimawandel sind vitale alte Bäume starke Verbündete für Mensch und Natur. Für hunderte Tierarten sind alte Buchen zudem ihr Lebensraum und Grundlage ihrer Existenz im Wald.
Rund ein Drittel der Bäume im Wald wären heute alt, hätte man diese stehen lassen. Doch tatsächlich machen selbst in den naturnahen Waldflächen alte Bäume nicht einmal mehr 5 % des Bestands aus. Und nur in 0,2 % der Wälder in Deutschland gibt es noch alten Baumbestand in Naturschutzzonen. Dabei können viele Baumarten 400-600 Jahre alt werden.
Eine internationale Studie, in der 48 weltweit verteilte Waldareale untersucht wurden, zeigt jedoch, dass vor allem Bäume von großem Durchmesser wichtig für das Ökosystem Wald und die Speicherung von Kohlendioxid aus der Luft sind. Im Durchschnitt der untersuchten Waldareale machen 1 % der stärksten Bäume die Hälfte der oberirdischen lebenden Biomasse aus.
Diese Ergebnisse verdeutlichen, dass starke, also alte Bäume, eine bedeutende Rolle für Wald-Ökosysteme spielen. Für eine effiziente und langfristige Speicherung des klimaschädlichen Kohlendioxids ist es erforderlich, Waldflächen mit Bäumen, die einen großen Durchmesser haben, zu schützen und auch in Zukunft die heutigen Bäume alt werden zu lassen.
Großartig: eine 100-jährige Buche und ihre Leistungen

Lebensraum alter Baum
Bis zu 270 Käfer- und Wirbeltierarten wie Vögel und Nagetiere leben in den Baumhöhlen alter Buchen. Zahlreiche Studien (siehe hier) haben gezeigt, wie wichtig alte und große Bäume für Vögel sind. Große Vogelarten waren in der Vergangenheit Symbolfiguren des Naturschutzes. Ob Seeadler-Nachwuchs oder bewohntes Schwarzstorch-Horst: Ihre Rückkehr wird als Maß gelungener Naturschutzmaßnahmen gesehen. Deshalb reicht es nicht, nur vereinzelte, für den Holzmarkt wertlose, Bäume von der Nutzung auszuschließen. Vielmehr sollten wir alte Bäume als Stützpfeiler des Ökosystems Wald verstehen. Von ihrem Schutz können viele kleinere Arten – Tiere wie Pflanzen – profitieren. Zudem sind alte, strukturreiche Wälder besser gegen Störungen, wie Trockenheit und Sturm, gewappnet.
Wir entscheiden über die Zukunft alter Bäume
Die europäische Rotbuche (lat. Fagus sylvatica) ist besonders in Deutschland weit verbreitet. Von Natur aus wären ca. 70 % unserer Landesfläche von Buchenwäldern bedeckt. Tatsächlich aber findet man Buchenbestände heute nur noch als stark dezimierte und fragmentierte Relikt-Vorkommen auf rund 8 % ihres ursprünglich angenommenen Verbreitungsareals.
Selbst in jenen Forstbeständen, die noch eine den natürlichen Buchenwäldern entsprechende Baumartenzusammensetzung aufweisen, sind laut Untersuchungen die ermittelten Anteile der Alt- und Starkbäume (= Bäume mit Stammdurchmessern ab 65 cm) erschreckend gering.
Aus den ausgewerteten Daten lässt sich ableiten, dass fast alle der in Deutschland vorkommenden, natürlichen Buchenwald-Typen im Bestand überwiegend als „stark gefährdet“ eingestuft werden müssen. Zwei der in Deutschland verbreiteten Buchenwald-Typen, der Drahtschmielen- und der Seggen-Buchenwald, sind nach Einschätzung der Studie „von vollständiger Vernichtung bedroht“, wenn nicht umgehend entsprechende Schutzmaßnahmen eingeleitet werden. Unser Alternativer Waldzustandsbericht zeigt, dass es zurzeit in Deutschland einen völlig unzureichenden Schutz von Buchenwäldern gibt.
Erfahren Sie mehr. Hier finden Sie Studien über alte Bäume in Deutschland und der Welt.