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Artenreichtum in der Nachbarschaft fördert das Wachstum von Wäldern

In dem Biodiversitäts-Experiment „BEF-China“ untersuchen Forscher aus Deutschland und China seit zehn Jahren, wie die Vielfalt an Baumarten in Waldökosystemen das Zusammenleben und die Wuchsleistung der Bäume beeinflusst. Hierfür wurden in China auf einer Fläche von etwa 50 Hektar über 400.000 Bäume und Sträucher gepflanzt. Inzwischen sind viele Bäume 10 bis 15 Metern hoch und die Baumkronen haben ein teils dicht geschlossenes Kronendach entwickelt.

Die Studie zeigt nun: Baumindividuen in einer artenreichen Nachbarschaft wachsen deutlich besser und produzieren mehr Holz als solche, welche von ihresgleichen – also Individuen derselben Art – umgeben sind. Es wird so deutlich, dass die Wechselbeziehungen eines Baumes mit seinen unmittelbaren Nachbarn zugleich auch eine wesentlich höhere Produktivität von Waldbeständen hervorrufen. Zudem erklärt das „Miteinander“ benachbarter Bäume zu über 50% die Produktivität eines Waldbestandes. Die Bedeutung der Nachbarschaftsbeziehungen für die Produktivität erhöhte sich dabei in dem Maße, wie die Baumartenzahl auf Bestandes-Ebene zunahm.

Das Forscherteam konnte zudem entschlüsseln, welche Mechanismen in artenreichen Beständen zu einem Mehr an produziertem Holz bei Einzelbäumen führen: Ihre Befunde zeigen, dass die nachbarschaftliche Konkurrenz zwischen den Bäumen mit zunehmendem Artenreichtum nicht nur abgeschwächt sein kann, sondern sich die Bäume sogar gegenseitig im Wuchs unterstützen, etwa durch eine Verbesserung der mikroklimatischen Verhältnisse oder durch ein positives Zusammenwirken der im Boden lebenden Pilzpartner.

Kommentar

Diese Erkenntnisse zeigen, dass ein Zusammenleben der benachbarten Bäume und deren kleinräumige Wechselwirkungen ganz wesentlich erklärt, wie ein artenreicher Mischwald auf der gesamten Fläche wächst. Bei Aufforstungen auf degradierten Flächen werden also schnellere und besser Ergebnisse erzielt, wenn anstelle von üblichen Monokulturen artenreiche Mischungen auf kleinräumiger Ebene aus heimischen Baumarten verwendet werden. Zudem zeigen die Befunde, wie wichtig heute ein langfristig wirksamer Schutz der Biodiversität ist: Diese stützt in vielfältiger Weise nicht nur die Funktionstüchtigkeit von Ökosystemen, sondern auch die vom Menschen genutzten Ökosystem-Dienstleistungen, wie etwa die Produktion von Holz.

Hinweis: Die Autoren Fichtner, Härdtle und Oheimb sind auch Mitglieder im wissenschaftlichen Beirat der Naturwald Akademie.

Literatur


A. Fichtner, W. Härdtle, H. Bruelheide, M. Kunz, Ying Li und G. v. Oheimb (2018): Neighbourhood interactions drive overyielding in mixed-species tree communities. Nature Communications 9:1144. DOI: 10.1038/s41467-018- 03529-w

Ergänzung: In der Vorgängerstudie (gleiches Experiment) gehen die Autoren noch genauer auf die Mechanismen von Nachbarschaftsinteraktionen ein:

Andreas Fichtner, Werner Härdtle, Ying Li, Helge Bruelheide, Matthias Kunz und Goddert von Oheimb (2017): From competition to facilitation: How tree species respond to neighbourhood diversity. Ecology Letters 20, 892-900.