
Bildung
Foto: Pixabay
Beeren und Früchte stärken den Wald
Vogelbeeren, Kornelkirschen, Elsbeeren und die anderen Früchtetragenden Waldbäume stärken das Ökosystem Wald: Wildbienen und Hummeln leben von ihren Blüten, Vögel und Säugetiere nähren sich von den Früchten. Sie tragen die Kerne der Waldbäume weiter und stützen die natürliche Waldentwicklung
Rot wie Korallen hängen die Vogelbeeren an den Ästen der Eberesche. Ab August locken sie Drosseln, Amseln, Stare und Kohlmeisen, die die weichen und saftigen Früchte dann gern fressen. Die Vögel haben im Spätsommer ihre Jungen groß gezogen, sie müssen also nicht mehr auf die Jagd nach Insekten für die Nachkommen gehen. Im Rhythmus des Vogeljahres haben die Singvögel nun Zeit für sich, da sie keine Nester mehr bewachen und mit ihrem Gesang markieren müssen. Sie können ernten und da kommen ihnen die saftigen Früchte und deren nahrhafte Kerne in den Bäumen und Sträuchern der Wälder gerade recht.

Himbeeren (Rubus idaeus) landen ab dem Sommer auch auf unseren Tellern. Aber nicht nur Menschen wissen die rote Frucht, die zu den Rosengewächsen gehört. Die Himbeere verdankt ihren Namen nämlich den Hirschen: Das Wort stammt vom althochdeutschen hintperi, was so viel wie „Beere der Hirschkuh“ bedeutet. Und Füchse lieben sie auch, die Himbeere.
Vogelbeeren, Brombeeren, Traubenkirschen, Blaubeeren, Holunderbeeren, Kornelkirschen und all die anderen bunten Früchtchen enthalten jede Menge Nährstoffe, ätherische Öle, Vitamin C und Zucker – ein hochbegehrter Energielieferant. In den Büschen und Bäumen mit Beeren leben daher auch eine Menge Insekten und andere wirbellose Tiere. Blattläuse und Ameisen, Raupen von Schmetterlingen, Fliegen, Spinnen, Käfer leben rund um die Früchte.
Wertvolle Energie
Da Früchte aus Blüten entstehen, versorgen im Frühjahr die blühenden Bäume schon Hummeln und Wildbienen mit Nektar und Energie. Die Beerentragenden Bäume stärken die Artenvielfalt und sind entscheidend für das Zusammenleben der verschiedenen Waldbewohner. Die europäische Traubenkirsche ist dafür ein gutes Beispiel. Ihre Blüten nähren Bienen, Schwebfliegen, Schmetterlinge und Hummeln. Dann kommen die Blattläuse, die neben den bittersüßen Trauben im Spätsommer eine wichtige protein- und kohlenhydratreiche Nahrungsquelle für Zugvögel sind.
Süß mögen vermutlich alle Säugetiere, denn schon die Muttermilch enthält Zucker. Und selbst wenn die Tiere ihn nicht schmecken sollten: Zucker ist Energie. Auch Siebenschläfer, Waldmäuse und andere Säugetiere suchen deswegen nach den Früchten im Wald. Darunter sind auch ein paar Jäger, von denen man gar nicht erwarten würde, dass sie sich von Früchten ernähren. Beeren, Äpfel, Holzbirnen und wie die Früchte des Waldes alle heißen, geben viel Energie und laufen nicht davon. Sie sind deswegen ein gefundenes Fressen für Füchse, Baummarder und Dachse. Aufmerksame Waldbesucher sehen das am Rand von Waldwegen, auf denen auch Füchse gern laufen. In der Kirschzeit ernähren sie sich wochenlang von Kirschen, schlingen die ganzen Früchte herunter und scheiden dann die Steine in unzähligen Kothaufen auf dem Weg vom Kirschbaum zu ihrem Liegeplatz aus. Sie helfen also den Bäumen an anderen Orten zu keimen. Ebenso wie auch Vögel die Samen und manchmal sogar Kerne der Waldpflanzen verbreiten.

Die Kornelkirsche (Cornus mas), auch Herlitze, Dürlitze, Hirlnuss, in Österreich auch Dirndl,Dirndlstrauch oder Gelber Hartriegel, genannt, gehört zu den Hartriegeln (Cornus). Der wärmeliebende Strauch wächst wild vor allem auf sonnigen, buschbestandenen Hängen, in lichten Wäldern, an Waldrändern und in Hecken, in Auwäldern außerhalb des Überschwemmungsbereiches, häufig auf kalkhaltigen Böden. Vergesellschaftet ist er mit Hainbuche, Haselnuss, Efeu, Heckenkirsche, Salweide und Rosenarten.
Die Früchte-tragenden Waldbäume wie Elsbeere, Eberesche, Holzbirne oder Vogelkirsche wachsen in natürlichen und naturnahen Wäldern. Sie haben ganz unterschiedliche Ansprüche an den Boden und den Platz den im Wald. Die Elsbeere wächst zwischen Buchen und Bergahornen mitten im Laubwald. Ebereschen und Vogelkirschen brauchen viel Licht und wachsen deswegen nur am Waldrand und auf Lichtungen. Die Vogelkirsche braucht einen nährstoffreichen Boden. Die Eberesche – auch Vogelbeere genannt – ist genügsam und wächst noch auf Böden, auf denen andere Bäume nicht wachsen. Für einen Laubbaum in Mitteleuropa sehr ungewöhnlich, wächst die Vogelbeere sogar bis auf 2.000 Meter Höhe.
Die Eberesche/Vogelbeere macht als Baum nicht viel her. Ihr Stamm wird nicht dicker als 40 Zentimeter im Durchmesser. Aus dem harten Holz wurden früher Werkzeugstiele, Fassdauben, Flöten und Spazierstöcke hergestellt. Aber die Eberesche strebt im Wald auch keine Vormachtstellung an, weshalb sie auf Lichtungen und an Waldrändern den natürlichen Laubwald gut ergänzt. Sie und die Elsbeere, die Holzbirne, Vogelkirsche und die anderen Früchte-tragenden Bäume haben daher im Waldumbau im Klimawandel eine besondere Bedeutung. Sie mischen den naturnahen Wald auf und bringen nach 60 bis 80 Jahren gutes Geld, wenn sie geerntet werden. Das Holz von Elsbeere, Birne und Kirsche wird unter anderem als Furnierholz für Möbel genutzt.

Vogelbeeren (Sorbus aucuparia) verraten schon im Namen, dass sie beliebt bei den Vögeln sind. Sie hängen bis in den Winter und leuchten sogar in schneebedeckten Bäumen. Die Früchte der Eberesche bilden daher eine ganze wichtige Futterquelle für die hierzulande überwinternden Vogelarten. Das Haselhuhn ernährt sich im Winter ausschließlich von Vogelbeeren.
Klar ist, dass nur artenreiche Laubmischwälder den Klimawandel mit Dürren wie 2018 und wochenlangen Regenfällen wie 2017 schaffen. Die Fruchttragenden Waldbäume ergänzen das Leben von Buchen, Ahornen, Eichen, Tannen, Ulmen, Fichten Weiden, Kiefern und Kastanien je nach Boden und Standort. Sie alle zusammen bilden eine natürliche Waldgesellschaft – oder eben einen naturnahen Wald.
Ein Wald ist mehr als eine Ansammlung von Bäumen. Erst im Zusammenleben von Mikroben, Pilzen, Insekten, Kräutern, Spinnen, Säugetieren, Sträuchern, Fröschen, Bäumen und Vögeln entsteht das Ökosystem Wald. In dem fühlt sich dann auch der Mensch sauwohl. Niedriger wachsende Sträucher wie Holunder und Weißdorn oder die Brombeere, Himbeere und Heidelbeere ergänzen das Ökosystem. Auch ihre Früchte nähren die Waldbewohner von Insekten über Mäuse und Haselmäuse bis zu den Vögeln, Rehen und Hirschen.
Die Himbeere verdankt ihren Namen sogar den Hirschen: Das Wort stammt vom althochdeutschen hintperi, was so viel wie „Beere der Hirschkuh“ bedeutet. Rehe wiederum futtern sich im Herbst ihren Winterspeck mit Brombeerblättern an. Da die Blätter der Brombeere grün bleiben und nicht abfallen, sind sie auch später im Schnee die oft einzige Futterquelle der Rehe. Und im Frühjahr freuen sie sich über die nährstoffreichen jungen Triebe der Brombeere.