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Grundlagen der ökologischen Waldwirtschaft

Welche Vorteile hat ein möglichst naturnaher Wald, der aus heimischen Baumarten aufgebaut ist? Welche Vorteile hat die Einzelbaum-Entnahme? Gibt es Waldbesitzer, die bereits erfolgreich nach dieser Methode wirtschaften? Hier finden Sie Antworten.

Zwei Kaltblut-Pferde ziehen Baumstamm durch Wald
Foto: Pixabay

Ein Überblick

  • Naturnahe Waldbewirtschaftung erfordert qualifizierte Entscheidungen. Deshalb gilt der Grundsatz: mehr Forstfachleute, statt mehr Maschineneinsatz.
  • Naturnahe Waldbewirtschaftung braucht seltene Pflegeeingriffe.
  • Naturnahe Waldbewirtschaftung unterstützt die natürliche Verbreitung von heimischen, standortgemäßen Baumarten, die widerstandsfähiger gegen Störungen wie Sturm, Trockenheit oder Borkenkäferbefall. So wird das finanzielle Risiko des Betriebs gesenkt.
  • Naturnahe Waldbewirtschaftung setzt auf Einzelstammnutzung und Qualität statt Quantität bei regelmäßigen Erträgen.
  • Der durch die naturnahe Waldbewirtschaftung geförderte Mischwald erlaubt flexibler auf die Nachfragen am Holzmarkt einzugehen und erzielt dadurch bessere Preise.
  • Das 1. Waldentwicklungskonzept (Stand 10/21) der Wald-Allianz, zahlreiche Fachorganisationen und Fachleute, finden Sie hier.
  • Ökologischer Waldbau im Klimawandel – den Wandel begleiten: Broschüre mit vielen Tipps für Waldbesitzende
Alte Eiche im Mischwald
Foto: Knut Sturm

Seit 30 Jahren erfolgreich: Das Lübecker Modell

Dieser Waldbauansatz, auch „integrativer Prozessschutz“ genannt, wird seit Mitte der 1990er Jahre u.a. in den Wäldern der Stadt Göttingen, Lübeck und Uelzen angewendet. Auf mehreren tausend Hektar Wald wurde die Bewirtschaftung der Wälder so umgestellt, dass mit einem Minimum an Arbeitskraft, Energie und Kapital, ein möglichst gutes ökonomisches, ökologische und soziales „Betriebsergebnis“ erreicht werden soll (Minimalprinzip der Ökonomie). Referenzflächen im Wald dienen dabei als Vergleich, wie naturnah die forstwirtschaftliche Nutzung ist. Drei Indikatoren zeigen zudem an, wie zukunftsfähig der Wald sein wird: 1.Totholzanteil; 2. Anteil der starken, alten Bäumen; 3. Das Ausmaß der Wertholzerzeugung.

Das ausführliche Konzept des Stadtwaldes Lübeck finden Sie hier als Download.

Den 30. Waldbrief (März 2021) vom Wald- und Forstexperten Karl-Friedrich Weber zum Lübecker Modell finden Sie hier. Er präsentiert darin einen Beitrag von Dr. Lutz Fähser im Buch „Der Holzweg“ in dem die Entstehungsgeschichte, die Grundlagen und die Reaktionen aus Wirtschaft und Wissenschaft auf das Konzept dargestellt werden.

Foto: Borger/FBG Saar-Hochwald

Mit gutem Beispiel voran: Privat- und Landeswälder

Die Kommunalwälder in Lübeck und Göttingen sind bekannt für ihren Ansatz der naturnahen Waldwirtschaft. In Passau gibt es Kirchwald, der nach sehr ähnlichen Prinzipien geleitet wird. Können sich auch private Besitzer die naturnahe Waldwirtschaft leisten? Ja, sie können, wie ein Praxis-Beispiel aus dem Saarland zeigt.

Aber auch immer mehr Landeswälder zeigen, dass sich die Orientierung an einer naturnahen Waldwirtschaft lohnt – ökologisch und ökonomisch. Der Landeswald Reiersdorf in Brandenburg ist dafür ein gutes Beispiel.

Markierung an einem frisch geschlagenen Baum
Foto: Knut Sturm

Die Natur ist der beste Förster

Holz ist ein bedeutender Rohstoff, und die Wälder, in denen er entsteht, sind wertvolle Ökosysteme. Um sie dauerhaft zu schützen, muss die Forstwirtschaft so ökologisch wie möglich arbeiten. Einige Kommunen oder Genossenschaften zeigen, wie Naturschutz mit naturnaher Wald-Bewirtschaftung Hand in Hand gehen und sich gleichzeitig ökonomisch lohnen kann. Das kurze Essay dazu finden Sie hier. Ein Merkblatt zu den natürlichen Feinden (300!) der Borkenkäfer finden Sie hier.

Beispiele der Waldbewirtschaftung aus dem Saarland mit vielen Empfehlungen für Waldbesitzende.

Foto: Wikimedia, POL gmina Bielice COA alt.svg: Bastianow (pl:Bastian)

Der Passauer Kirchwald als gutes Beispiel

Seit 2013 setzen die Verantwortlichen der Diözese in Passau auf 1.200 Hektar ihrer Kirchenwälder das Waldbewirtschaftungskonzept „Schöpfungsorientierte Waldnutzung“ um. Die Waldnutzung erfolgt auf hohem forstfachlichen und ökologischen Niveau und die Natur erhält auf 5 Prozent des Flächenanteiles Raum, sich frei zu entfalten. Die Diözese möchte damit die Schöpfung bewahren. Ihr Vorbild ist der Heilige Franziskus von Assisi und die Enzyklika „Laudation Si“ des Papst Franziskus.

Auf einem Großteil der kirchlichen Waldflächen sollen dazu durch eine achtsame und umfassend nachhaltige Bewirtschaftung möglichst hochwertige und vielfältige Leistungen des Waldes nutzbar gemacht werden. Das ausführliche Konzept finden Sie hier als Download.