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Grundlagen der ökologischen Waldwirtschaft
Ein naturnaher Wald, aus heimischen Baumarten aufgebaut, hält Stürmen, Dürren und Borkenkäfern besser stand. Aber welche Vorteile hat die Entnahme von Einzelbäumen? Wie arbeiten Waldbesitzer erfolgreich nach der ökologischen Waldwirtschaft? Hier finden Sie Antworten.

Ein Überblick
- Naturnahe Waldbewirtschaftung unterstützt die natürliche Verbreitung von heimischen, standortgemäßen Baumarten, die widerstandsfähiger gegen Störungen wie Sturm, Trockenheit oder Borkenkäferbefall sind. So wird das finanzielle Risiko des Betriebs gesenkt.
- Naturnahe Waldbewirtschaftung braucht seltene Pflegeeingriffe. Aber die Forstfachleute müssen die Ökologie des Waldes verstehen.
- Naturnahe Waldbewirtschaftung erfordert qualifizierte Entscheidungen. Deshalb gilt der Grundsatz: mehr Forstfachleute, statt mehr Maschineneinsatz.
- Klasse statt Masse: Naturnahe Waldbewirtschaftung setzt auf Einzelstammnutzung und Qualität statt auf Quantität bei regelmäßigen Erträgen.
- Der mit der naturnahen Waldbewirtschaftung geförderte Mischwald ermöglicht es dem Waldbesitzenden flexibler auf die Nachfragen am Holzmarkt einzugehen und bessere Preise zu erzielen.
- Das 1. Waldentwicklungskonzept (Stand 10/21) der Wald-Allianz, zahlreiche Fachorganisationen und Fachleute, finden Sie hier.
- Ökologischer Waldbau im Klimawandel – den Wandel begleiten: Broschüre mit vielen Tipps für Waldbesitzende

Seit 30 Jahren erfolgreich: Das Lübecker Modell
Das Lübecker Modell folgt dem „integrativen Prozessschutz“, den seit Mitte der 1990er Jahre neben dem Stadtwald Lübeck auch die Wälder der Stadt Göttingen und der dern Stadt Uelzen anwenden. Auf mehreren tausend Hektar Wald wurde die Bewirtschaftung der Wälder so umgestellt, dass mit einem Minimum an Arbeitskraft, Energie und Kapital, ein möglichst gutes ökonomisches, ökologisches und soziales „Betriebsergebnis“ erreicht wird (Minimalprinzip der Ökonomie). Referenzflächen im Wald dienen dabei als Vergleich, wie naturnah die forstwirtschaftliche Nutzung ist. Drei Indikatoren zeigen zudem an, wie zukunftsfähig der Wald sein wird: 1.Totholzanteil; 2. Anteil der starken, alten Bäumen; 3. Das Ausmaß der Wertholzerzeugung.
Das ausführliche Konzept des Stadtwaldes Lübeck finden Sie hier als Download.
Den 30. Waldbrief (März 2021) vom Wald- und Forstexperten Karl-Friedrich Weber zum Lübecker Modell finden Sie hier. Er präsentiert darin einen Beitrag von Dr. Lutz Fähser im Buch „Der Holzweg“ in dem die Entstehungsgeschichte, die Grundlagen und die Reaktionen aus Wirtschaft und Wissenschaft auf das Konzept dargestellt werden.

Mit gutem Beispiel voran: Privat- und Landeswälder
Die Kommunalwälder in Lübeck und Göttingen sind bekannt für ihren Ansatz der naturnahen Waldwirtschaft. In Passau gibt es Kirchwald, der nach sehr ähnlichen Prinzipien geleitet wird. Können sich auch private Besitzer die naturnahe Waldwirtschaft leisten? Ja, sie können, wie ein Praxis-Beispiel aus dem Saarland zeigt.
Aber auch immer mehr Landeswälder zeigen, dass sich die Orientierung an einer naturnahen Waldwirtschaft lohnt – ökologisch und ökonomisch. Der Landeswald Reiersdorf in Brandenburg ist dafür ein gutes Beispiel.

Die Natur ist der beste Förster
Holz ist ein bedeutender Rohstoff, und die Wälder, in denen er entsteht, sind wertvolle Ökosysteme. Um sie dauerhaft zu schützen, muss die Forstwirtschaft so ökologisch wie möglich arbeiten. Einige Kommunen oder Genossenschaften zeigen, wie Naturschutz mit naturnaher Wald-Bewirtschaftung Hand in Hand gehen und sich gleichzeitig ökonomisch lohnen kann. Das kurze Essay dazu finden Sie hier. Ein Merkblatt zu den natürlichen Feinden (300!) der Borkenkäfer finden Sie hier.
Beispiele der Waldbewirtschaftung aus dem Saarland mit vielen Empfehlungen für Waldbesitzende.

Der Passauer Kirchwald als gutes Beispiel
Seit 2013 setzen die Verantwortlichen der Diözese in Passau auf 1.200 Hektar ihrer Kirchenwälder das Waldbewirtschaftungskonzept „Schöpfungsorientierte Waldnutzung“ um. Die Waldnutzung erfolgt auf hohem forstfachlichen und ökologischen Niveau und die Natur erhält auf 5 Prozent des Flächenanteiles Raum, sich frei zu entfalten. Die Diözese möchte damit die Schöpfung bewahren. Ihr Vorbild ist der Heilige Franziskus von Assisi und die Enzyklika „Laudation Si“ des Papst Franziskus.
Auf einem Großteil der kirchlichen Waldflächen sollen dazu durch eine achtsame und umfassend nachhaltige Bewirtschaftung möglichst hochwertige und vielfältige Leistungen des Waldes nutzbar gemacht werden. Das ausführliche Konzept finden Sie hier als Download.