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Die Entwicklung in Buchenbeständen nach einem Waldbrand

Im Rahmen zweier Forschungsprojekte hat die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) Waldbrandfolgen in Buchenwäldern untersucht. Buchen sind eine der dominierenden Baumarten Mitteleuropas. Wie alle Baumarten sind sie dem Klimawandel ausgesetzt, jedoch in der Regel selten von Feuer betroffen. Bei extremer Trockenheit, ob klimatisch bedingt oder durch forstliche Eingriffe entstanden, können jedoch auch Buchenforsten in Brand geraten. Die WissenschaftlerInnen untersuchten, wie sich Buchenbestände nach einem Brand entwickeln und welche Schlussfolgerungen daraus für den Waldbau zu ziehen sind.

Von 2013 bis 2018 wurden 404 Untersuchungsflächen auf 44 Waldbrandflächen im Buchenwaldgürtel der Alpen untersucht. Die entsprechenden Buchenbestände brannten zwischen 1970 und 2018. So konnte über einen Zeitraum von 40 Jahren untersucht werden, wie sich die Waldflächen nach den Bränden entwickelten.

Die Untersuchung zeigt, dass Buchenwälder sich nach einem Waldbrand innerhalb weniger Dekaden durch Naturverjüngung wieder zu strukturreichen Buchenwäldern entwickeln. Entgegen der Vermutung, dass Rotbuchen-Bestände nach Waldbränden zusammenbrechen und eine sekundäre Sukzessionen in die Wege leiten, kommt es stattdessen zu einer Verzahnung der verschiedenen Wuchsstadien. Sehr rasch folgen auf Buchen wieder Buchen. Durch das Feuer sowie den Zusammenbruch des Altbestandes über einen Zeitraum von bis zu 20 Jahren werden demnach optimale Bedingungen für eine erfolgreiche Buchenansamung geschaffen.

Die Analysen zeigten auch, dass ein schwerer Brand zum Absterben der Hälfte aller Altbuchen innerhalb von 10 Jahren führt, wohingegen nach einem leichten bis mittelschweren Brand oft drei Viertel aller Bäume überleben. Je dicker eine Buche, desto größer sind ihre Chancen, ein Feuer zu überleben. Denn relativ zum Umfang werden nur kleine Bereiche ihrer Borke und des darunter befindlichen lebenden Gewebes beschädigt. Pro zusätzlichem Zentimeter Stammumfang steigt die Wahrscheinlichkeit des Überlebens um jeweils 10 % nach geringen, 50 % nach mittleren und um 53 % nach schweren Bränden.

Kommentar

Von Waldbrand betroffene Buchenbestände sind vor allem ein Phänomen des Klimawandels – aber auch der häufig intensiven Auflichtung von Buchenbeständen im Zuge der Bewirtschaftung sowie der gängigen Praxis, Totholz aus Wirtschaftswäldern zu entfernen. Eine starke Auflichtung von Beständen führt zu höheren Temperaturen im Bestand, der Waldboden verliert an Feuchtigkeit. Totholz, das in intakten Buchenwäldern wie ein Schwamm wirkt und Feuchtigkeit über lange Zeit speichern kann, trägt zu einem kühlen und feuchten Waldklima bei. Die Räumung von Totholz führt daher ebenfalls zu höheren Temperaturen und steigender Trockenheit.

Diese Faktoren begünstigen Waldbrände, deren Risiko hierzulande im Zuge des Klimawandels vermutlich zunehmen wird. Die Studie zeigt allerdings, dass sich vor allem alte Buchenwälder mit starken Durchmessern besser von Brandereignissen erholen können.

Sollte sich im Zuge des Klimawandels der Trockenstress für aktuelle Waldgesellschaften erhöhen, ist anzuraten, Wälder – angelehnt an ihre natürliche Struktur – dicht und vorrats- sowie totholzreich zu halten. Dadurch wird ein möglichst kühles und feuchtes Waldinnenklima gewährleistet, die Feuergefahr sinkt. Viele starke Individuen erhöhen dann die Wahrscheinlichkeit, dass sich der Bestand nach einem Brand erholen kann.

Literatur


Waldentwicklung in Buchenbeständen nach einem Brand:  J. MARINGER, M. CONEDERAR, T-  WOHLGEMUTH, D. ASCOLI : AFZ 9/2020, 22-26

Sowie von denselben Autoren: Feuerökologie montaner Buchenwälder. Waldleistungen und waldbauliche Maßnahmen nach Waldbrand. WSL Merkblatt für die Praxis 65.12.S, 2020