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Überlebensplan für den Planeten

Der Bericht Earth for all des Club of Rome zeigt auf, wie eine bessere und gerechtete Welt möglich wird. Viel Zeit für eine Transformation bleibt nicht, doch die gute Nachricht ist: Die Menschheit ist noch zu retten. Wenn sie es nur will.

Die schlechten Nachrichten kennen wir lange: Der Planet Erde ist aus dem Gleichgewicht geraten, die Grenzen des Wachstums sind erreicht. Zudem zerstört die Agrarindustrie die Natur und die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen führt in den Abgrund. Kapitalismus und die Verteilung des Wohlstands sind ungerecht und spalten die globalisierten und die nationalen Gesellschaften. Die einen werden immer reicher und konsumieren im Überfluss, die anderen immer ärmer und leiden Hunger. Und wenn das so weiter geht, werden die sozialen Spannungen eines Tages so unerträglich, dass sie in Gewalt ausarten.

Soziale Gerechtigkeit und ein Ende der Armut

Kehrtwende ist das Wort, das der Menschheit und dem Planeten die Zukunft ermöglichen, die bald womöglich 10 Milliarden Menschen zählende Weltbevölkerung ernähren und einen Vorwärtssprung in der zivilisatorischen Entwicklung leisten soll. Dazu braucht es soziale Gerechtigkeit. Einen gesunden Planeten. Regenerative Landwirtschaft. Die Energiewende. Konzepte gegen Überbevölkerung. Beendigung von Hunger und Armut. Gleichstellung und Ermächtigung von Frauen.

Das Machbare wagen

Im Bericht Earth for all entwirft der Club of Rome einen Überlebensplan für den Planeten und die Menschheit, dessen Kernbotschaft „es ist noch nicht zu spät“ Hoffnung macht. Doch es ist eine Hoffnung, die nicht umsonst zu haben ist, und an diesem Punkt entzündet sich die Kritik an dem Bericht. Diese Hoffnung findet nur Erfüllung, wenn sowohl die Politik als auch Abermillionen von Menschen sich einbringen, die Wirtschaft nicht mehr nur nach Wachstum, sondern auch nach Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit strebt. Klingt gut. Aber ist das möglich?

Daran haben auch die Autoren Zweifel, und so ist die Kehrtwende zwar ein Appell, aber einer, der auch im Dschungel des Profitstrebens und der Machtverhältnisse verhallen könnte. Den viele, solange er Wort bleibt, bestimmt abnicken, aber nicht in die Tat umsetzen. „Es gibt wenig Hinweis darauf, dass uns die Zukunft unseres Planeten am Herzen liegt“, heißt es im ersten Kapitel des Berichts, der das Ergebnis zweijähriger Forschungszusammenarbeit vieler Fachleute ist. Das klingt deprimierend, doch Lösungen sind bereits gedacht. Nicht das Unmögliche soll vollbracht werden, um den Sprung in eine gesicherte Zukunft zu schaffen, sondern das Machbare gedacht, gewagt und umgesetzt werden.

„Weiter so“ ist keine Option

Der Club of Rome wurde 1968 begründet und vereint Experten verschiedener Disziplinen aus mehr als 30 Ländern, die Ideen und Konzepte für eine nachhaltige Zukunft der Menschheit erarbeiten. Bereits vor 50 Jahren veröffentlichten diese Experten einen Bericht, der sich wie eine Alarmsirene für die Menschheit las. Die Grenzen des Wachstums zeigte wissenschaftlich untermauert auf, was passiert, wenn die globale Wirtschaft nicht aufhört, den Planeten auszubeuten und zu überlasten. Die Konsequenzen wurden mit Computersimulationen erstellt, die anhand vorhandener Daten, globaler Zusammenhänge und Interdependenzen verschiedener Faktoren mit ziemlicher Genauigkeit bestimmen konnten, was der Menschheit bei einem „weiter so“ blüht: Zusammenbruch in vielen Bereichen, Verlust von Lebensqualität und Chaos. Dass manches nicht so arg endete wie prognostiziert, lag nicht an wissenschaftlicher Hysterie oder falschen Schlussfolgerungen, sondern daran, dass tatsächlich Maßnahmen ergriffen wurden.

Veränderungen durch Mut und Willen

Auch die Erkenntnisse von Earth for all wurden wieder nach dem Prinzip „wenn-dann“ durch Computersimulationen gewonnen. Genutzt wurde das Modell Earth4All, eine wissenschaftliche Plattform des Club of Rome, dem Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung und dem Stockholm Resilience Centre sowie der Norwegian Business School.

Aus diesen Institutionen kommen auch die Autoren Sandrine Dixson-Declève, Johan Rockström, die Entwicklungsökonomin Jayati Ghosh, der Umweltpsychologe Per Espen Stoknes, der ehemalige Professor für Klimastrategie Jørgen Randers und der Autor für Betrachtungen zur Nachhaltigkeit, Owen Gaffney.

Für das Buch wurden zwei mögliche Szenarien ausgewählt.  Too little too late – zu wenig, zu spät – simuliert eine Welt, in der das derzeitige Wirtschaftssystem weiter dominant bleibt. Das Ergebnis, kaum verwunderlich, ist zum Verzweifeln. Die Welt wird von einer Krise in die nächste stolpern, es gibt in keinem Bereich mehr längerfristige Sicherheit. Die Ungleichheit wächst und wächst, ein großer Teil der Menschheit ist nicht mehr in der Lage, den existentiellen Risiken und Gefahren Widerstand zu leisten. Alle Versuche, das Ruder noch rumzureißen, kommen zu spät.“

Giant Leap – Riesensprung – zeigt anhand des Schicksals von vier im Jahr 2020 in China, den USA, Nigeria und Bangladesch geborenen Mädchen, was für eine Gesellschaft und Welt möglich ist, wenn durch Mut und Willen Veränderungen herbeigeführt werden, Regierungen die wirtschaftliche Transformation wagen und Erdbewohner diese unterstützen. Die Energiewende gelingt, die Wirtschaft ist nachhaltig, die Wegwerf-Gesellschaft existiert nicht mehr, es wird in Bildung und Gesundheit investiert.  Die Kosten dieses Modells: 2 bis 4 Prozent des globalen Bruttosozialprodukts, weniger also, als die Pandemie die Menschheit gekostet hat.

Eine bessere Welt ist möglich

Eine Zukunft, die lebenswert sein soll – das ist eine der wichtigsten Erkenntnisse in Earth for all – braucht Gerechtigkeit und gleiches Recht für alle. Leidet der eine und der andere lebt vergnüglich, verschwendet der eine und der andere muss darben, wachsen Wut und Frustration. Geht die Ungleichheit ins Extreme, so warnen die Autoren des Berichts, wird es auch ungemütlich für die Wohlhabenden. „Es begünstigt Verhältnisse, die für alle gefährlich sind.“

Damit aus Spannungen keine gespaltene Gesellschaft wird, in der ein Teil der Bevölkerung den Raum der Fakten verlässt und sich in destruktive Theorien verstrickt, braucht es kritisches Denken und die Fähigkeit, komplexe Systeme zu verstehen. Die Autoren ahnen, dass angesichts der Herausforderungen und der knappen Zeit, die für eine Transformation bleibt, so mancher den Mut verliert. Am Ende des Berichts schreiben sie: „Wir wissen, was Sie jetzt sagen werden. „Die Aufgaben sind gewaltig. Die Hindernisse sind riesig. Die Gefahren sind enorm. Die Zeit, die uns bleibt, ist kurz.“ Doch Earth for all zeigt, dass sich die Anstrengungen lohnen und eine bessere Welt möglich ist. 


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