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Ein Wissenssommer für den Wald

„Es war mir eine Ehre.“ Mit diesem Kompliment beginnt die Mail von einem der Teilnehmer der European Natural Forest School. Erfrischend, sowohl fachlich als auch menschlich, sei es gewesen, schreibt der angehende Wissenschaftler Joshua uns anschließend aus der Universitätsstadt Freiburg.

Zum 3. Mal hat die Naturwald Akademie im Sommer 2024 Studenten aus vielen Ländern eingeladen, um in und um Lübeck und den Nationalparks Brandenburgs über nachhaltige Forstwirtschaft und Waldschutz zu lernen.

Im Rahmen der European Natural Forest School kommen führende Experten aus verschiedenen Einrichtungen und Ländern Europas zusammen, um ihr Wissen, ihre Fähigkeiten und ihre Erfahrungen zu teilen. Diese Summer School bietet eine einzigartige Plattform für fortgeschrittene Studierende mit forstwirtschaftlichem oder biologischem Hintergrund sowie für junge Berufstätige, die noch am Anfang ihrer Laufbahn in der Forstwirtschaft oder im Waldschutz stehen. Sie erhalten wertvolle Einblicke in die Ökologie von Naturwäldern, den Naturschutz und die Waldbewirtschaftung – direkt von Experten, die die Herausforderungen und Besonderheiten europäischer Wälder genau kennen.

Erkundung der Bodenstruktur mit Professor Dr. Werner Härdtle. Fotos: @jbw_photograph

Verständnis für natürliche Waldökologie

Ein zentrales Thema der European Natural Forest School ist das Verständnis der natürlichen Waldökologie. Die Teilnehmer lernen, wie bedeutend die biologische Vielfalt in Wäldern ist und welche Rolle Wälder im Kampf gegen den Klimawandel spielen. In diesem Zusammenhang wird besonders die Widerstandsfähigkeit der Naturwälder hervorgehoben, da sie sich an veränderte Umweltbedingungen, einschließlich extremer Wetterereignisse, anpassen können.

Die theoretische Ausbildung wird durch praktische Exkursionen ergänzt, bei denen die Teilnehmer die Möglichkeit haben, verschiedene Naturwälder zu erkunden und das neuerworbene Wissen in der Praxis zu sehen. Dies vertieft das Verständnis darüber, wie Naturwälder in Europa funktionieren und welche biologischen Zusammenhänge für deren Erhalt entscheidend sind.

Herausforderung Interessenskonflikte

Die Erhaltung der Naturwälder in Europa ist von großer Bedeutung. Die Studierenden erhalten tiefe Einblicke in die entsprechenden Strategien und Maßnahmen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem Katastrophenmanagement, also der Frage, wie Wälder vor Naturkatastrophen wie Brände, Stürme oder Überschwemmungen geschützt werden können.

Darüber hinaus lernen die Teilnehmer, wie die Erhaltung von Naturwäldern auch regionale und sozial-ökologische Vorteile mit sich bringen kann. Dazu gehören der Tourismus und andere wirtschaftliche Nutzungen, die in einem nachhaltigen Rahmen die regionale Entwicklung fördern können. Allerdings gibt es immer wieder Management-Konflikte, wenn es darum geht, wirtschaftliche Interessen und den Naturschutz in Einklang zu bringen. Auch diese Herausforderungen werden im Rahmen des Programms offen diskutiert und analysiert.

Waldbewirtschaftung

Die nachhaltige Waldbewirtschaftung ist ein weiterer zentraler Schwerpunkt der Europäischen Natural Forest School. Die Teilnehmer lernen unter anderem das sogenannte Lübecker Modell kennen. Dieses ist eine vor 30 Jahren entwickelte Methode der ökologischen Forstwirtschaft, die als Vorreiter der naturnahen Waldbewirtschaftung gilt.

Welche Ertragskraft die unterschiedlichen Waldbewirtschaftungsmodelle haben, das ist ein steter Konflikt zwischen Befürwortern der naturnahen und der traditionellen Forstwirtschaft. Mit den Teilnehmenden werden daher die wirtschaftlichen Vorteile, aber auch die ökologischen und sozialen Auswirkungen der verschiedenen Methoden analysiert und miteinander verglichen. Um die verschiedenen Modelle der Waldbewirtschaftung zu erfahren und einschätzen zu können, unternehmen die Teilnehmenden Exkursionen in naturnahe und traditionell bewirtschaftete Wälder.

Ein zentrales Thema der Forschung zur naturnahen Waldbewirtschaftung ist die Frage: Wie können Wälder in Zeiten des Klimawandels für die Zukunft bewahrt und resistent gegen Dürren und andere Kalamitäten werden. Welche Art von Waldumbau Wälder „fit“ macht, auch das lernen die Teilnehmenden in ihrem Summer-School-Programm.

Was das Studium nicht lehrt

Durch die Kombination von Theorie und praxisnahen Exkursionen wird ein umfassendes Verständnis der ökologischen, ökonomischen und sozialen Aspekte der Waldnutzung und -erhaltung vermittelt. Die Teilnehmer erwerben nicht nur Fachwissen, sondern auch praktische Fähigkeiten. Diese sollen sie auf ihrem weiteren Weg in der Forstwirtschaft und im Naturschutz unterstützen. Immer wieder erzählen uns Studierende und junge Forstleute, während ihres Studiums oder in der Ausbildung sehr wenig über naturnahe Waldkonzepte erfahren zu haben. Viele versichern, in der Zukunft im Rahmen ihrer Möglichkeiten die Grundlagen naturnaher Waldbewirtschaftung umsetzen zu wollen.

Unsere European Natural Forst School trägt damit dazu bei, die naturnahe Waldbewirtschaftung der nächsten Generation von Forstleuten, Waldbesitzern, Wissenschaftlern und politischen Entscheidern nahezubringen. Sie leistet einen gesellschaftspolitischen und ökologisch relevanten Beitrag zur Zukunft der Wälder.



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