Home > Forschung > externe Studien > Großflächige Holzernte-Eingriffe in Wäldern der EU nehmen zu

Großflächige Holzernte-Eingriffe in Wäldern der EU nehmen zu

Die Autoren der Studie untersuchten mit Hilfe von Satellitendaten die Veränderungen der Waldfläche, in der Holzernte betrieben wurde. Sie stellten nach 2015 eine abrupte Zunahme der beernteten Waldfläche fest. Diese stieg im Zeitraum 2016-2018 um 49 % verglichen zum Zeitraum 2011-2015. Der entsprechende Verlust an Biomasse beträgt 69 %. Den größten Anteil dieser Steigerung trugen die iberische Halbinsel, sowie nordische und baltische Länder.

Weiterhin stellten die Autoren fest, dass die Größe der einzelnen Ernteflächen um 34 % angestiegen ist. Diese Entwicklung kann unterschiedliche Auswirkungen haben, u. a. auf die biologische Vielfalt, auf Bodenerosion und den Wasserhaushalt. Die Zunahme der Holzernte ist durch die Expansion der Holzmärkte, unter anderem der Bioenergie-Erzeugung auf Holzbasis zu erklären. Sollte die Holzerntequote derart hoch bleiben, sehen die Wissenschaftler das Klimaschutzziel der EU in Gefahr. Durch eine Minderung der Senkenleistung der Wälder müssten Emissionsreduktionen in anderen Sektoren (z.B. Bau-, Energie- und Mobilitätssektor) erfolgen, um die Klimaneutralität bis 2050 zu erreichen.

Kommentar

Die Studie reiht sich in eine Vielzahl von Veröffentlichungen ein, die die steigende Nachfrage nach Holz aufzeigen. Auch den Statistiken der FAO ist eine steigende Produktion von Rundholz zu entnehmen. Wie von vielen VertreterInnen der Wissenschaft angemahnt, wird das geerntete Holz zu einem großen Anteil zur Energieerzeugung genutzt und so das der Atmosphäre über viele Jahrzehnte entzogene Kohlendioxid direkt und ohne Zwischennutzung wieder freigesetzt.

Es ist von höchster Dringlichkeit, dass die politischen EntscheidungsträgerInnen die europäischen Wälder in ihrer Vielschichtigkeit, z. B. als Wasserfilter, Erosionsschutz, Lebensraum für Flora und Fauna sowie als Ort kontinuierlicher Kohlendioxid-Sequestrierung erkennen und ausreichend schützen. Aktuelle Forstpraktiken in der europäischen Union, wie ganzflächige Befahrung mit schweren Maschinen und intensive Holzernte- und Bestandespflege-Maßnahmen, schwächen das Ökosystem Wald in beträchtlichem Maße und tragen dazu bei, dass die Ziele des Europäischen Green Deals nicht erreicht werden können.

Literatur


Ceccherini et al. (2020): Abrupt increase in harvested forest area over Europe after 2015, Nature Vol 583 Seiten 72-77


  • Großes Klimaschutzpotenzial der europäischen Wälder

    Großes Klimaschutzpotenzial der europäischen Wälder

    Die Urwälder und alten Wälder Europas sind wichtige Kohlenstoffspeicher und effektive Kohlenstoffsenken. Urwälder enthalten mehr als doppelt so viel Kohlenstoff wie ein durchschnittlicher Wirtschaftswald und können dazu beitragen die Klimaschutzziele der EU bis 2030 zu erreichen. Schon bei behutsam geringerer Nutzung steigt das Klimaschutzpotenzial bewirtschafteter Wälder, zeigt eine europaweite Studie.

    Mehr Informationen

  • Werte, Vorurteile und neue Perspektiven der Forstpolitikwissenschaft

    Werte, Vorurteile und neue Perspektiven der Forstpolitikwissenschaft

    Forstwissenschaft, staatliche Akteure im Forst und in der forstlichen Praxis haben in Deutschland historisch bedingt eine große Nähe zueinander. Das führt teilweise zu einem sehr eingeschränkten Blick auf die Definition von Wald sowie auf die Anforderungen an den Forst. Einen kritischen Blick von außen könnte die Forstpolitikwissenschaft auf die gewachsenen Strukturen werfen und so die…

    Mehr Informationen

  • Wälder mit günstigem Mikroklima bleiben im Herbst länger grün

    Wälder mit günstigem Mikroklima bleiben im Herbst länger grün

    Hitze und Trockenstress nehmen im Klimawandel zu. Wenn ein dichtes Kronendach für Schatten und Kühle sorgt, zögern nordamerikanische Laubwälder den Beginn der herbstlichen Färbung um ein bis zwei Wochen hinaus.

    Mehr Informationen