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Verantwortung für Wald und Mensch

Neuer Studiengang an der HNEE lehrt ökologischen und sozialen Umgang mit dem Wald

Was lange währt, wird endlich gut und als am 30. Oktober 2024 die Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) ihren neuen Studiengang „Sozialökologisches Waldmanagement“ eröffnete, war es ein wahres Wort. Mit Bundesumweltministerin Steffi Lemke feierten Förderer, Unterstützer, Dozenten, Professoren und die neuen Studierenden den Beginn einer Ausbildung, die den Wald und seine Gesundheit im Blick hat – und nicht das, was der Mensch vom Wald erwartet.

Naturwald Akademie lehrt Methoden der Fernerkundung

Die Naturwald Akademie war an der Konzeption beteiligt und ist seit Sommersemester 2025 in der Lehre vertreten. Dr. Torsten Welle, wissenschaftlicher Leiter der Naturwald Akademie, vermittelt den Studierenden die wesentlichen Einsatzfelder und Methoden der Fernerkundung und der Geoinformation in Bezug auf den Wald. Die Studierenden lernen die Erläuterung von Geodaten, die wesentlichen Punkte der digitalen Bildverarbeitung und die Abstraktion verschiedener methodischer Ansätze zur Auswertung von Fernerkundungsdaten auf Waldflächen.

Was zu diesem Zeitpunkt lediglich ein neuer Ansatz in der Försterausbildung ist, mag im Laufe der Jahre zu einer Revolution werden. Denn der Wald, das haben viele Studien, national und international belegt, leidet unter dem Klimawandel und den menschlichen Eingriffen in das Ökosystem. Um ihn auch für die Zukunft zu bewahren, braucht es ein anderes Verhältnis zwischen Waldverantwortlichen und dem Ökosystem.

Ökologische und soziale Aspekte im Wald verknüpfen

Worum geht es im neuen Studiengang? Kurz gesagt, um die Symbiose dreier Ansätze. Wertebasierte ökologische Perspektiven, ethische Grundsätze und die Gewichtung von sozialer Gerechtigkeit. Dafür wurden drei neue Stiftungsprofessuren geschaffen. Eine hält Pierre Ibisch inne. Er ist einer der Gründungsväter des neuen Studiengangs. Ibisch ist Biologe und Professor für „Nature Conservation“ an der HNEE, Entwickler von Anpassungsstrategien und ein vehementer Kämpfer für nachhaltige Entwicklung, sowohl national als auch global.  Er wird den Studierenden die „Sozialökologie der Waldökosysteme“ vermitteln.

Dass dieser Studiengang in eine andere Richtung führt als die traditionelle Forstwirtschaft, ist den Studenten bewusst.  Neustudent Richard Pogodda: „Ich möchte den Wald zu seinen Ursprüngen zurückführen, ohne dabei die Menschen und ihre Bedürfnisse komplett außer Acht zu lassen. Der Weg wird nicht einfach, aber es ist möglich.“

Ein steiniger Weg zur Gründung

Die Eröffnungsfeier war Anlass für eine Retrospektive, die zwischen Humor und Frustration schwankte. Denn bis aus der Vision Wirklichkeit wurde, war es ein steiniger Weg. Am Anfang stand eine Idee, geboren aus einem Gespräch zwischen dem ehemaligen GEO-Chefredakteur Jens Schröder und dem Bestseller-Autor und Waldexperten Peter Wohlleben. Die dazugehörige Anekdote geht ungefähr so: Die beiden Männer beklagen in einem Gespräch die Methoden der herkömmlichen Forstwirtschaft und die Schäden, die diese am Wald anrichten. Man müsste, so sinnierten sie, Studenten darin ausbilden, den Wald nachhaltig zu betrachten, nicht nur das System, sondern auch seine Interaktionen in den Blick zu nehmen. Professor Pierre Ibisch zu überzeugen, Dritter im Bunde zu werden, war nicht schwer.

Breites Bündnis für die Natur der Wälder

Drei Musketiere für einen gesunden, zukunftsfähigen Wald also. Das war Ende 2020, und als das Wort darüber in die Forstwelt drang, schien es dort ganz unerhört. Doch zu den dreien gesellten sich schnell andere: Unternehmen, Stiftungen und Waldeigentümer. Dazu gehören GEO, Greenpeace und die Greenpeace Umweltstiftung, Wohllebens Waldakademie, Ecosia, die Wald Allianz, die Stiftungen Dimus, elobau und Zukunft Jetzt, die Unternehmen Schneestern und Jack Wolfskin. So wegweisend die Forschung und das Engagement der beteiligten Institutionen und Unternehmen sind, so vehement betonten die Redner: Für die Zukunft der Wälder braucht es mehr als ein gutes Dutzend Studierende, Förderanreize und politische Entscheidungen. Dietrich Mehl, Leiter des Forstbetriebs Reiersdorf in Brandenburg und künftiger Dozent des neuen Studiengangs, benannte es treffend: Achtsamkeit und zivilgesellschaftliche Verantwortung.



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