Neuwald

Alte Bäume braucht das Land. Vorsicht Spoiler! Der neu angepflanzte oder biodivers umgebaute Wald ist nicht der Klimaretter, für den ihn viele halten. Vor Hitzestau, Borkenkäferplage, Baumsterben und anderen Kalamitäten gibt es nur einen Retter: den guten alten Bestandswald, der wachsen darf, wie er möchte.  Konkret heißt das: im eigenen Tempo und gänzlich unbelastet von schnellen Profiterwägungen.

So schreibt es Uwe Rada, seit drei Jahrzehnten Redakteur bei der taz und Buchautor. In „Neuwald“ geht er der Frage nach, wie soll und kann der Wald der Zukunft aussehen, wenn er die Folgen des Klimawandels abmildern und politische Vorgaben zur Wiederaufforstung erfüllen soll? Werden einheimische Baumarten ihn dominieren? Wird er aus importierten mitteleuropäischen Baumarten bestehen, weil diese hitzeresistenter sind?  Werden die Neuanpflanzungen wie im „Teslawald“ in Ostbrandenburg die kommenden Jahre überleben und zu stolzen Bäumen heranwachsen? Werden die Kippenwälder auf ehemaligen Tagebaugebieten auch im Jahr 2200 noch stehen?  Können aus alten Wurzelwerken, die auf abgestorbenen Waldflächen im Erddunkel weiterleben, neue Wälder gen Himmel streben?

Wunsch und Wirklichkeit

Anhand verschiedener Waldentwicklungen an zehn Standorten mit unterschiedlichen Konzepten und Voraussetzungen, erklärt Rada die Chancen und die Fallstricke der jeweiligen Modelle. Dabei wird klar: Idee und Realität gehen selten Hand in Hand. Vor lauter Klimabäumen, Zukunftsbäumen, Alternativbäumen ist bisweilen der Wald nicht mehr zu sehen. Zwischen der politischen Vorgabe und den Erkenntnissen der Wissenschaft über die Kraft naturbelassener Wälder steht die Wirklichkeit in Form von Klimawandel, Dürren, Profit und traditioneller Forstwirtschaft.

Hoffnungen und Fehlschläge

Rada bleibt stets sachlich, fügt in seine Erzählungen vom Zustand der verschiedenen Waldmodelle immer wieder Zahlen, Historie und Politik ein. Er zeigt, wie manche Hoffnung fehlschlägt, weil die Natur am Ende ihren eigenen Kopf hat. Etwa im Brandwald von Jüterborg, den Brandenburgs Wildnisstiftung kaufte und ihn sich selbst überließ. Seither wird dort geforscht, wie ein resilienter Wald entsteht, der nicht nur dem Klimawandel trotzt, sondern auch dem Feuer. Tatsächlich wächst dort neues Baumleben. Von einem Wald aber ist dies noch weit entfernt.

Am Ende steht die Erkenntnis, dass die alten Wälder besser sind als die neuen, doch beide vor allem eins brauchen: Ruhe, Zeit und Achtsamkeit.

buchcover
Foto: KJM-Verlag

Uwe Rada

Neuwald – European Essays on Nature and Landscape

2024, 139 Seiten, mit vielen Zeichnungen, ISBN: 978-3961942046


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