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Papst Franziskus fordert mehr Naturschutz

Die Erde ist die gemeinsame Heimat aller Menschen. Sie verbindet Nationen und Rassen. Die Zugehörigkeit zu diesem Planeten eint uns wie wenig anderes.

Und doch behandeln wir diese gemeinsame Heimat nicht gut, sagt Papst Franziskus. In seiner Umwelt-Enzyklika „Laudato Si“ vom Mai 2015  (Gelobet seist du) kritisiert er die Ausbeutung und Zerstörung der Natur. „Über die Sorge um das gemeinsame Haus“ ist der Titel der zweiten Enzyklika des Papstes, die sich schwerpunktmäßig mit dem Umwelt- und Klimaschutz befasst und die ihn zu einem prominenten Mitstreiter der Naturschutzbewegung macht.

Franziskus äußert große Sorge über die Zerstörung von Flora und Fauna, die Umweltverschmutzung sowie über die Erschöpfung der Ressourcen und die daraus folgenden sozialen Ungerechtigkeiten. Die Enzyklika wird als Aufruf zu einem globalen Umdenken gewertet.

Ein Appell an die Politik und die Gesellschaft

 „Laudato Si“ ist eine Aufforderung zum Handeln und eine eindringliche Kritik am opulenten Lebensstil sowie an der Politik. „Wenn die Politik …nicht über armselige Reden hinauskommt, werden wir weitermachen, ohne die großen Probleme der Menschheit in Angriff zu nehmen.“ Franziskus kritisiert das Prinzip der Gewinnmaximierung, es verdränge nachhaltige Entwicklung. Kurzfristige wirtschaftliche Gewinne würden auf Kosten der biologischen Vielfalt und der Umwelt erzielt.

Am Beispiel des Waldes erklärt der Papst: „… wenn die Abholzung eines Waldes die Produktion erhöht, wägt niemand in diesem Kalkül den Verlust ab, der in der Verwüstung eines Territoriums, in der Beschädigung der biologischen Vielfalt oder in der Erhöhung der Umweltverschmutzung liegt.“

Wissenschaftliche Fakten und die Realität des Klimawandels

Weltweit lobten Forscher die wissenschaftlichen Kenntnisse, mit denen Franziskus die Realität des Klimawandels und die damit verbundenen ökologischen Krisen beschreibt. Er thematisiert die Abholzung von Wäldern, die Zerstörung der biologischen Vielfalt, die Verschmutzung der Ozeane und den globalen Mangel an sauberem Trinkwasser. Der Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber vom Potsdamer Institut für Klimaforschung lobte die Verbindung zwischen wissenschaftlichen Erkenntnissen und ethischen Überlegungen.

Verantwortung für die Schöpfung

Franziskus appelliert an jeden Einzelnen, seinen Konsum zu reduzieren und naturverträglicher zu leben. „Jeder soll die Gewohnheiten überdenken, welche die Erde und ihre Geschöpfe schädigen.“ Diese Veränderungen seien nicht nur für die Umwelt wichtig, sondern auch für die Menschen, die unter den Folgen der Umweltzerstörung leiden.

Eine der zentralen Botschaften der Enzyklika ist: „Die Zeit ist wichtiger als der Raum.“ Papst Franziskus ermutigt dazu, sofortige Maßnahmen zu ergreifen, anstatt auf politische Lösungen zu warten, die seiner Meinung nach oft unzureichend sind. Er fordert die Bildung neuer Führungsstrukturen, die als Vorbilder für eine nachhaltige Zukunft agieren können. „Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren.“

Theologische Grundlagen und Spiritualität

Die Enzyklika geht über bloße Umweltfragen hinaus. Sie bietet eine ethische und moralische Kritik des vorherrschenden ökonomisch-technokratischen Paradigmas und fordert alle Menschen auf, sich für den Erhalt unserer Erde einzusetzen.  Franziskus offeriert eine tiefere theologische Perspektive, verweist auf die Schöpfung und den göttlichen Auftrag, das Leben zu bewahren. Der Mensch, als Abbild Gottes, trage Verantwortung für die Schöpfung. Der Titel „Laudato Si“ stammt aus dem Sonnengebet des heiligen Franz von Assisi und spiegelt die ethischen und moralischen Grundsätze der Enzyklika wider. Papst Franziskus sieht in Franz von Assisi ein Vorbild für Achtsamkeit gegenüber der Schöpfung und für eine ganzheitliche Ökologie.

Hintergrund zum Titel der Enzyklika

Der Titel Laudato si stammt aus dem Sonnengebet des hl. Franz von Assisi. Papst Franziskus hat seinen Namen angenommen und sieht in ihm „eine Art Leitbild und eine Inspiration“. Denn der Heilige sei „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit gegenüber den Schwachen und für eine frohe und authentisch gelebte ganzheitliche Ökologie.“

(Die Enzyklika hat das Potenzial für einen Dialog auf Augenhöhe mit der säkularen Umwelt- und  Entwicklungsbewegung. Sie sprengt den oft ökonomisch-technokratisch verengten Horizont der Umwelt- und Entwicklungsdiskurse und öffnet diese für eine ethische und moralische Kritik des vorherrschenden Paradigmas.)

Quelle


Laudato si, Enzyklika über die Sorge für das gemeinsame Haus. Papst Franziskus, 222 Seiten, Rom 2015.

Die Enzyklika besteht aus einer Einleitung und sechs Kapitel sowie zwei Gebeten. Einleitung und Kapitel sind in durchnummerierten Absätzen von 1 bis 246 gegliedert. Die Angaben in Klammern im Text beziehen sich auf diese Nummern.


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