Forschung
Wälder schützen Pflanzen und Tiere vor Klimaerwärmung
Das Blätterdach der Wälder funktioniert weltweit wie eine Isolationsschicht. Dies schützt die darunter lebenden Organismen vor den Auswirkungen der Klimaerwärmung. Im Durchschnitt sind die Höchsttemperaturen im Wald um 4 Grad niedriger als im Freien. Dies zeigt, wie wichtig die Pufferwirkung von Wäldern für den Klimawandel sein kann.
Die kühle Frische an heißen Sommertagen beim Spazieren im Wald ist nicht nur ein subjektiver Eindruck. Forschende aus Europa und den USA haben erstmals den Temperaturunterschied innerhalb und außerhalb von Wäldern mit handfesten Messungen belegt. Die Daten zeigen, dass die maximale Temperatur in Wäldern weltweit im Durchschnitt 4 Grad tiefer liegt als außerhalb der Wälder.
Blätterdach ist effektiver Hitzeschutz
«Bäume bilden mit ihren Blättern und Ästen eine wärmedämmende Schicht über dem Wald», erklärt Florian Zellweger von der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft, Schweiz. «Deshalb sind die sommerlichen Höchsttemperaturen im Wald viel niedriger als im Freien – im Schnitt 4 Grad. Im Winter und in der Nacht kehrt sich dieses Muster um und die Waldtemperaturen sind im Durchschnitt um 1 Grad wärmer.»
Das Blätterdach mildert also sommerliche Hitzewellen deutlich ab. «Pflanzen und Tiere im Wald sind dem aktuellen Erwärmungstrend daher weniger stark ausgesetzt als Arten, die nicht im Wald leben», sagt Zellweger. «Da Wälder ein Viertel der Erdoberfläche bedecken und zwei Drittel der gesamten Biodiversität beherbergen, macht dies einen großen Unterschied bei Vorhersagen darüber, wie sich der Klimawandel auf die Naturvielfalt auswirken wird.»
Die Messungen stammen von 98 Standorten auf fünf Kontinenten – in den Tropen, in der gemäßigten Zone und in den nördlichen borealen Wäldern.
Wälder sind gute Puffer
Erstmals zeigen die Forscher auch, dass mit steigenden Temperaturen auch die Pufferkapazität der globalen Wälder steigt: Die maximalen Lufttemperaturen im Wald werden wahrscheinlich geringer ausfallen als bisher angenommen. «Auch wenn die Temperaturen außerhalb der Wälder weiter ansteigen, folgen die Temperaturen innerhalb der Wälder nicht unbedingt diesem Trend», sagt Zellweger. Die Temperaturen im Wald und im Freien klaffen dann weiter auseinander.
Diese Pufferwirkung betont die Notwendigkeit, bestehende Laubwälder zu erhalten und eine naturnahe Wiederaufforstung zu verstärken, damit sowohl die Lebewesen im Wald als auch die in der Nähe von den Abkühlungseffekten profitieren können.
Literatur
Global buffering of temperatures under forest canopies, Pieter De Frenne, Florian Zellweger et al. Nature Ecology & Evolution (2019) ; doi.org/10.1038/s41559-019-0842-1
Kurzbeschreibung der Studie (links) unter Verwendung von Material der WSL
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Daily dynamics of radiation surface temperature of different land cover types in a temperate cultural landscape: Consequences for the local climate, P. Hesslerová et al, Ecological Engineering, Volume 54, May 2013, doi.org/10.1016/j.ecoleng.2013.01.036
Die Studie zeigt, dass die Temperatur-Unterschiede in Bodenhöhe zwischen verschiedenen Landschaftformen (Wald, abgeerntetes Feld, Wiesen, See, Asphalt) im Sommer bis zu 20 ° C betragen können.