Tannen – ein Portrait
Das Buch erzählt die überraschende Kulturgeschichte des vermeintlich bekanntesten Baums in Deutschland: Der Weißtanne. Von der Erfindung des Weihnachtsbaumes hin zur Hoffnung für den Waldbau im Klimawandel.
Wilhelm Bode, der ehemalige Leiter der Forstverwaltung Saarland, kann aus einem großen Wissensfundus und Erfahrungsschatz schöpfen, wenn er über Tannen schreibt, gleichermaßen wissenschaftlich-fundiert wie kurzweilig und lebendig. Vielen ist er auch als Autor bekannt, der “Waldwende – Vom Försterwald zum Naturwald” verfasst hat. Das Buch ist zu einem wichtigen Waldnaturschutz-Klassiker geworden und hat auch heute nichts von seiner Aktualität eingebüßt.
Bode stellt zunächst die Tanne ins Zentrum vielschichtiger historischer, kultureller und künstlerischer Reflexionen. So wird z. B. die Rolle der Tanne im deutschen Weihnachtsbaumkult beleuchtet.
Die Natur im Mittelpunkt
Im Fokus des Buches stehen vor allem waldökologisch-systemische Betrachtungen der Tannen, Fichten und anderer Nadel- und Laubbäume. Die Weißtanne ist eine Paradebaumart für die Forderung nach naturnahen und strukturreichen Wäldern mit viel Alt- und Totholz. Denn sie lässt sich nicht in naturferne Monokulturen und Altersklassenplantagen einfügen. Da ist Wilhelm Bode voll in seinem Element, wenn er das Ökosystem Wald auch für den Nicht-Wissenschaftler anschaulich und fast spielerisch erläutert.
Zudem nimmt der Autor kein Blatt vor den Mund, wenn er die Methoden der Intensivforstwirtschaft kritisiert oder die unsägliche Rolle von Forstakademikern bei der Bekämpfung von Wald-Bestsellern wie Peter Wohllebens “Das geheime Leben der Bäume” reflektiert.
Detailreich beschreibt Bode, wie stark die Weißtanne mit unserer ursprünglichen Hauptbaumart, der Rotbuche, verbunden ist. So findet sie in natürlich verjüngten Buchenwäldern ideale Bedingungen vor. Die Tanne kann ähnlich wie die Buche bis zu 100 Jahren als zimmerhoher Baum im Halbschatten verweilen. Bis dann ein natürlich entstehender Lichtschlot sie gen Sonne treibt und zu einem mächtigen Baumriesen, emporwachsen lässt, der 600 Jahre alt werden kann.
Im Hinblick auf den Klimawandel kann sich die Weißtanne als sehr gut angepasste Baumart erweisen, da sie im Schatten des Waldes bemerkenswert trockenresistent ist.
Ein gelungenes Portrait der Weißtanne, dass informiert und unterhält.
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