Europäischer Biber

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Biber bringen Leben in den Wald

Libellen, Grasfrösche, Schwarzstörche, Eisvögel kommen in die vom Biber gestalteten Auenlandschaften. Das freut Naturfreunde. Damit auch Waldbesitzer den Biber willkommen heißen, entschädigen manche Bundesländer die vom Biber angerichteten Schäden an Bäumen und im Wald.

Biber können eine ganze Zeitlang unentdeckt von menschlichen Augen in einer Gegend leben, doch im Winter sind ihre frischen Spuren unverkennbar. Schräg abgenagte Bäumchen entlang der Uferböschung oder die zwei nebeneinander laufenden, einen Zentimeter breiten Zahnspuren auf der Rinde einer alten Eiche verraten den Biber.

Nur im Winter nagt und fällt der Biber Bäume, denn nur in der Vegetationspause ernähren sich die Nagetiere von der zarten grünen Bastschicht unter der Borke. Im Frühjahr, Sommer und Herbst fressen Biber Gräser, Kräuter, Schilf, auch mal Äpfel und Birnen, und wenn der Acker an ihren Lebensraum Fluss stößt, knabbern Biber auch Mais und Rüben.

Biberspuren
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Das sieht kein Waldbesitzer gerne: Biberverbiss. Obwohl sie meist jüngere Bäume nutzen, werden auch große Bäume angenagt oder gefällt. Handelt es sich um forstwirtschaftlich bedeutende Bäume, kann der Schaden beträchtlich sein. Einzelne Bäume können mit einer Manschette aus Draht geschützt werden. Sogenannte Bibermanager versuchen die Schäden für die Waldbesitzer in Grenzen zu halten und zahlen Entschädigungen.

Um auch an die zarten Rinden und Knospen der oberen Äste zu gelangen, fällen Biber die Bäume. Biber sind hervorragende Schwimmer, können aber nicht klettern, um an ihre Nahrung in den Baumkronen zu gelangen. Mit den abgenagten Ästen und dünnen Stämmen befestigen sie ihre Bauten, die meistens am Ufer liegen und nur selten wie eine Burg mitten im See thronen. Wenn ihnen der Wasserstand zu niedrig ist, bauen sie Dämme und stauen damit das Wasser eines Baches. Biber schaffen sich so ihre eigenen und für sie idealen Lebensräume.

Bibermanager legen Drainagen und klären über Entschädigungen auf

Die Baumeister der Natur geraten deswegen in Konflikte mit dem Menschen. Mal verstopfen sie die Zu- und Abflüsse von Fischteichen und behindern die Teichwirtschaft, woanders löchern sie Deiche und gefährden den Hochwasserschutz. Und nicht jeder Waldbesitzer möchte aus der Flussniederung in seinem Wald einen Auwald entwickeln. Um Streit zu verhindern, haben einige Bundesländer ehrenamtliche Biberberater und bezahlte Bibermanager ausgebildet.

Biber
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Biber (Castor fiber, vermutlich) war ursprünglich in Europa und weiten Teilen Asien heimisch, ist dann aber durch Bejagung in weiten Teilen Europas ausgerottet worden. Durch konsequenten Schutz und Auswilderungen im 20. Jahrhundert haben sich die Bestände des Europäischen Bibers in den letzten Jahrzehnten wieder erholt. In Deutschland leben sie heute vor allem wieder in Bayern und Brandenburg.

Vorreiter im Bibermanagement ist Bayern, wo 1966 die ersten 18 Biber ausgesetzt wurden. 100 Jahre zuvor war der letzte Biber in Bayern getötet worden. Brandenburg hat sein Bibermanagement nach dem Beispiel Bayerns aufgebaut und regelt in der Biberverordnung wie Deiche und Kläranlagen geschützt, Gehölze gesichert und Drainagen angelegt werden können. Zwei Biberbeauftrage im Brandenburger Umweltministerium beraten über Schutzmaßnahmen und Fördermöglichkeiten aus dem Etat des Ministeriums. Hilfe im Konflikt zwischen Mensch und Biber ist oft ganz einfach: Gegen den Verbiss helfen Draht-Hosen um die Bäume, Kunststoffrohre im Biberdamm bringen gestaute Bäche wieder in den Fluss.

Biber stehen unter strengem Artenschutz

„Kein anderes Aussiedlungsprojekt war so erfolgreich“, sagt Horst Schwemmer, Bibermanager für Franken und die Oberpfalz im Auftrag des Bayerischen Umweltministeriums bei der Naturschutzorganisation BUND-Bayern. Rund 22.000 Biber in 6.000 Revieren leben mittlerweile in Bayern und haben von Isar, Donau und Inn auch die Flüsse in Baden-Württemberg, Hessen, Tschechien und Österreich besiedelt.

Mit zwei Jahren sind Biber geschlechtsreif und suchen sich ein eigenes Revier. Wenn das zum Beispiel mitten in der Oberpfälzer Teichwirtschaft liegt, hat der Biber keine Chance. Biber stehen zwar unter strengem Artenschutz und dürfen nicht verfolgt, gestört oder getötet werden. Aber die Naturschutzbehörden erteilen Ausnahmegenehmigungen aus wirtschaftlichen und sicherheitsrelevanten Gründen. An Kläranlagen oder eben in Fischteichen werden Biber gefangen und entweder woanders ausgesetzt oder getötet. „Biberreviere frei zu halten, schafft man nicht“, sagt Schwemmer. Die großen Nager müssen also in geeigneten Lebensräumen immer wieder verjagt werden.

Wald mit See in Norditalien
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Der Biber ist ein halbaquatisches Säugetier, das heißt sein Lebensraum sind fließende und stehende Gewässer und deren Uferbereiche. Biber sind für ihre Dammbauten bekannt, mit denen sie Bäche aufstauen und so künstliche See anlegen. Der Damm trägt primär dazu bei, einen Wasserstand über dem Eingang zum Wohnbau von möglichst 60 Zentimeter und einen sichernden Wasserbereich um die Burg herum zu gewährleisten. Ein schönes Video zur Arbeit des Bibers finden Sie hier.

Ausgleich für Waldbesitzer aus dem Vertragsnaturschutz

Waldbesitzer bekommen in Bayern eine Entschädigung, wenn Biber die Buchen, Eichen oder anderen Laub- und Nadelbäume im Privatwald annagen oder sogar fällen. Stauen die Biber das Bachbett und legen ein neues Feuchtbiotop im Wald an, erhalten die Waldbesitzer einen finanziellen Ausgleich aus Töpfen des Vertragsnaturschutzes. Die meisten Waldbesitzer würden den Biber akzeptieren, hat Schwemmer in seinen Biberrevieren festgestellt. Im Laufe der Jahre gewöhnten sich die Menschen an den Biber, Konflikte gebe es nur dort, wo er neu auftaucht.

Die Erfahrung hat auch NABU-Biberberater Mark Harthun in Hessen gemacht. Er hat schon 1995 seine Diplomarbeit über die Biber im Hessischen Spessart geschrieben. Dort hatte die Hessische Landesregierung 1987 nach einer Idee der Forstverwaltung 18 Biber freigelassen. Heute leben an den reichlich fließenden Bächen und Flüssen 700 Biber. „Selbst unter teilweise schlechtesten Bedingungen mit schmutzigem Wasser, ohne Weichhölzer breitet sich der Biber aus“, beobachtet Mark Harthun.

Das Land Hessen hat seit Beginn der Wiederansiedlung die Uferstreifen gekauft und somit in vielen Regionen den Ärger von vornherein begrenzt. Denn Biber gehen nicht weit über Land. Sie fressen hauptsächlich Bäume direkt am Ufer. Rund 90 Prozent der vom Menschen als Schaden empfundenen Probleme sind keine zehn Meter vom Wasser entfernt. Liegen also 10 bis 20 Meter wirtschaftlich ungenutzter Uferstreifen zwischen Fluss und Wald oder Acker, bleiben die menschlichen Interessen verschont.

Biber stärken Ökosysteme und schützen vor Hochwasser

„Der Biber hat die Auenrenaturierung und die Gewässerentwicklung in Hessen vorangebracht“, sagt Harthun. In den von Bibern angelegten Auen fliegen mehr Libellen, schwimmen mehr Fischarten und Frösche, wachsen Sumpfdotterblumen und seltene Pflanzen. An Biberseen leben Teichrohrsänger, Wasserrallen und manchmal sogar Schwarzstörche. Biber bringen biologische Vielfalt in die Landschaft. Indem sie die Ökosysteme stärken, helfen sie auch dem Menschen. Starkregen fließen in Biberlandschaften langsam ab und verhindern so Überschwemmungen. Da der Grundwasserspiegel in vom Biber gestalteten Landschaften höher liegt, überstehen die Gebiete Dürreperioden besser.

Information für Waldbesitzer

Jedes Bundesland regelt selbst, wie es mit Bibern umgeht. Zuständig sind die Unteren Naturschutzbehörden in den Biber-Regionen. Sie wissen, ob es Förderungen und Entschädigungen im jeweiligen Bundesland  gibt. Informationen zum Biber finden Interessierte auch bei den Natur- und Umweltschutzorganisationen wie Nabu und BUND. Bayern und Brandenburg haben ein professionelles Biber-Management aufgebaut mit jeweils zwei hauptamtlichen Bibermanagern und einem Netz von ehrenamtlichen Biberberatern. Weitreichende Informationen zum Biber, Wildtiermanagement, Förderungen und Meldungen von Bibervorkommen finden Sie für Bayern und Brandenburg hier:

Gebietsbetreuer Bayern

Gebietsbetreuer Brandenburg



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