
Wald, Land, Fluss
Von der Weide bis zur Stieleiche
Nur ein Prozent erhaltene Auenwälder

Hartholzauenwald
Entlang größerer Flüsse mit natürlicher Überflutungsdynamik findet sich der FFH-Lebensraumtyp der Hartholzauwälder (91F0). Sie sind meist nur kurzzeitig überflutet. Dominierende Baumarten sind Esche und Eiche. Ulmen sind eingestreut.
Weichholzauenwald
Der FFH-Lebensraumtyp 91E0 fasst Fließgewässerbegleitende Erlen- und Eschenauwälder sowie quellige, durchsickerte Wälder in Tälern oder an Hangfüßen zusammen.Typische Baumarten sind Schwarz- und Grauerle.
Die erste große Deichrückverlegung
„Böser Ort“

Flussauenlandschaft
Flüsse, die regelmäßig über ihre Ufer treten, nennt man flussbegleitende Auenlandschaften. Je nachdem, wie weit der Wald vom Flussbett weg ist, verändern sich der Einfluss von Grund- und Hochwasser und damit auch die Pflanzenarten. So entsteht die Einteilung in den krautbewachsenen Uferbereich, den Weichholzauenwald und den Hartholzauenwald.
Natürlicher Hochwasserschutz
„Im Wasserbau wurden Auenwälder lange Zeit als Wand betrachtet, als ein Hindernis, das Wasser staut und damit die Hochwassergefahr verschärft“, sagt Meike Kleinwächter. Doch wie das Beispiel Lenzen zeige, sei das Gegenteil der Fall. Beim Elbehochwasser 2013 senkte sich der Scheitelpunkt des Hochwassers, der höchste Punkt der Flutwelle, bei Lenzen um 49 Zentimeter ab, weil das Wasser seit der Deichrückverlegung mehr Raum hat. Die Entlastung wirkte sich bis ins etwa 25 Kilometer flussaufwärts gelegene Wittenberge aus – dort sank der Scheitelpunkt immerhin noch um gut sieben Zentimeter. Meike Kleinwächter: „Wenn man bedenkt, dass es bei einem Hochwasser manchmal auf jeden Zentimeter ankommt, damit ein Deich nicht überspült wird, ist das viel.“ Die Hohe Garbe und das Gebiet bei Lenzen zeigen, dass das Risiko von Hochwasserschäden sogar sinken kann.
Fledermaus und Mittelspecht
Meike Kleinwächter ist gespannt, wie sich der noch relativ junge Waldbestand bei Lenzen entwickelt. Eine Ahnung davon gibt die Hohe Garbe. Hier kommen Tierarten zusammen, die man in dieser Kombination sonst in keinem anderen Waldstandort findet: Fledermausarten, die über den stehenden Gewässern zwischen den Baumgruppen jagen, Mittelspechte, die auf Alt- und Totholz angewiesen sind oder Amphibien wie die seltene Rotbauchunke, die in flachen, von der Sonne beschienen Senken lebt. „Das Mosaik aus lichten und dunklen Bereichen, aus Senken mit Staunässe und trockenen Bulten ist einzigartig für die deutsche Waldlandschaft“, sagt Meike Kleinwächter.
Heute ist dieser Lebensraum die Ausnahme. Noch vor wenigen hundert Jahren gehörte er zu den prägenden Naturelementen Deutschlands. Meike Kleinwächter betont, dass es beim Schutz nicht allein um die Artenvielfalt ginge. Die Auenwälder böten weitere wichtige Ökosystemleistungen. Sie speichern große Mengen an Nährstoffen – etwa überschüssigen Stickstoff- und Phosphatdünger aus der Landwirtschaft, der bei Starkregen und Hochwasser sonst ungefiltert in die Nord- und Ostsee eingetragen wird und dort zu problematischen Algenblüten führt. Und für trockene Zeiten sind sie ein wichtiger Wasserspeicher, der das Grundwasser speist, wenn anderswo der Boden verdorrt. Damit sind Auenwälder ein doppelter Schutz, falls mit dem Klimawandel extreme Wetterlagen zunehmen sollten: Sie schützen während regenreicher Zeiten vor dem Hochwasser und sichern andererseits während trockener Perioden die Wasserversorgung.
Lesetipps
Projekt Blaues Band
Auenschutz in Deutschland
Burg Lenzen Naturschutzprojekt
Projekt Lebendige Elbauen
Welche Rolle spielt die Art der Forstwirtschaft in Überflutungsgebieten in Mittelgebirgen? Eine Analyse der Naturwald Akademie im Auftrag von Greenpeace, 3.09.2021. Hier als Download.
Welche Instrumente der Landschaftsgestaltung gibt es entlang unserer Flusslandschaften? Planung naturbasierter Lösungen in Flusslandschaften – Ein Handbuch für die Praxis. Hier mehr Infos dazu.