Ast mit Moosbewuchs

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Zauberwald in Berchtesgaden

Ein Märchenhafter Fichtenwald am Ostufer des Hintersees; Felsblockgewirr eines Bergsturzes; Farne, Heckenkirschen und Traubenholunder im Unterwuchs.

Wo größere Felsmassen abbrechen und am Fuß der Berge Blockmeere hinterlassen, dort findet man ausnahmsweise weit unterhalb der subalpinen Zone natürliche Fichtenwälder. In den tiefen Klüften zwischen dem Gewirr der Gesteinsblöcke wird die von Berg zu Tal strömende Kaltluft gespeichert und bewirkt einen Eiskellereffekt. So entsteht örtlich weit unten in der Buchenwaldzone ein Lokalklima ähnlich dem der subalpinen Hochlagen. Nur an der Oberfläche der Gesteinsblöcke in einer dünnen Schicht von Auflagehumus können die Pflanzenwurzeln.

Imposantes Felsgewirr mit Wald

Die wilden Blockmeere waren einer geregelten forstlichen Nutzung unzugänglich. So blieben hier vom Menschen kaum beeinflusste urtümliche Wälder erhalten, die der Ausdruck »Urwald« trefflich umschreibt. Unmittelbar am Rand des Nationalparks Berchtesgaden, wo die Ramsauer Ache aus dem Hintersee fließt, ist so ein Urwald als »Zauberwald« seit langem eine besondere Besucherattraktion des an landschaftlichen Schönheiten reichen Berchtesgadener Landes. Bei einem Felssturz vor 3.500 Jahren brachen aus dem Blaueisgebiet geschätzte 1,5 Millionen Kubikmeter Gestein ins Tal. Das imposante Felsgewirr ist von einem märchenhaften Block-Fichtenwald bewachsen, den ein Wanderweg Besuchern zugänglich macht.

Zauberwald Berchtesgaden
Foto: Cku – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0

Unzugänglich und daher wie ein Urwald: der Fichten-Zauberwald auf einem wilden Blockmeer aus einem Bergsturz vor 3.500 Jahren. Bergahorne als gelegentliche Begleiter im Bergfichtenwald sind im hohen Alter bemoost und mit Farnen bewachsen. Der Zauberwald liegt westlich von Berchtesgaden am Ostufer des Hintersees.

Vielfalt auf kleinstem Raum

Dem abwechslungsreichen Mosaik an Kleinstandorten entsprechend, konnte sich eine Bodenvegetation von ungemeiner Vielfalt entwickeln. Dicke Moosdecken mit Zwergsträuchern und Rippenfarn überziehen die Felsblöcke, aus Kalkfelsspalten ragen die Büschel des Grünstieligen Streifenfarns (Asplenium viride), in Lücken breiten sich Alpen-Heckenkirsche, Schwarze Heckenkirsche und Traubenholunder aus. In der Baumschicht herrscht die Fichte. Die Waldstruktur ist vielfältig und weist Merkmale des Plenterwaldes auf. Über und zwischen den Felsblöcken lagern wirr mächtige Totholzstämme, in deren Moder sich der Fichtennachwuchs ansamt. Ein Fichtenurwald, ein rechter Zauber- und Märchenwald.

Auszug aus: Urwälder – Deutschland archaische Wälder von Georg Sperber/Stephan Thierfelder. Erschienen im BLV Verlag, ISBN  978-3-8354-0399-4


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