Naturnahe Waldbewirtschaftung
Welche Vorteile hat ein möglichst naturnaher Wald, der aus heimischen Baumarten aufgebaut ist? In dem viele alte, dicke Bäume stehen? Wer arbeitet bereits erfolgreich nach dieser Methode? Hier finden Sie Antworten.

Grundlagen
- Naturnahe Waldbewirtschaftung erfordert qualifizierte Entscheidungen. Deshalb gilt der Grundsatz: mehr Forstfachleute, statt mehr Maschineneinsatz.
- Naturnahe Waldbewirtschaftung braucht seltene Pflegeeingriffe.
- Naturnahe Waldbewirtschaftung unterstützt die natürliche Verbreitung von heimischen, standortgemäßen Baumarten, die widerstandsfähiger gegen Störungen wie Sturm, Trockenheit oder Borkenkäferbefall. So wird das finanzielle Risiko des Betriebs gesenkt.
- Naturnahe Waldbewirtschaftung setzt auf Einzelstammnutzung und Qualität statt Quantität bei regelmäßigen Erträgen.
- Der durch die naturnahe Waldbewirtschaftung geförderte Mischwald erlaubt flexibler auf die Nachfragen am Holzmarkt einzugehen und erzielt dadurch bessere Preise.
Mehr dazu finden Sie hier als Download.

Ein gutes Beispiel: Der Passauer Kirchwald
Seit 2013 setzen die Verantwortlichen der Diözese in Passau auf 1.200 Hektar ihrer Kirchenwälder das Waldbewirtschaftungskonzept „Schöpfungsorientierte Waldnutzung“ um. Die Waldnutzung erfolgt auf hohem forstfachlichen und ökologischen Niveau und die Natur erhält daneben auf 5 Prozent des Flächenanteiles Raum sich frei zu entfalten. Die Diözese möchte damit die Schöpfung bewahren. Ihr Vorbild ist der Heilige Franziskus von Assisi und die Enzyklika “Laudation Si” des Papst Franziskus.
Auf einem Großteil der kirchlichen Waldflächen sollen dazu durch eine achtsame und umfassend nachhaltige Bewirtschaftung möglichst hochwertige und vielfältige Leistungen des Waldes nutzbar gemacht werden.
Das ausführliche Konzept finden Sie hier als Download.

Seit über 20 Jahren erfolgreich: Das Lübecker Modell
Dieser Waldbauansatz, auch „integrativer Prozessschutz“ genannt, wird seit Mitte der 1990-er Jahre u.a. in den Wäldern der Stadt Göttingen, Lübeck und Uelzen angewendet. Auf mehreren tausend Hektar Wald wurde die Bewirtschaftung der Wälder so umgestellt, dass mit einem Minimum an Arbeitskraft, Energie und Kapital, ein möglichst gutes ökonomisches, ökologische und soziales „Betriebsergebnis“ erreicht werden soll (Minimalprinzip der Ökonomie). Referenzflächen im Wald dienen dabei als Vergleich, wie naturnah die forstwirtschaftliche Nutzung ist. Drei Indikatoren zeigen zudem an, wie zukunftsfähig der Wald sein wird – Totholzanteil; Anteil der starken, alten Bäumen und das Ausmaß der Wertholzerzeugung.
Das ausführliche Konzept finden Sie hier als Download.

Naturnah bewirtschaftete Wälder sind entscheidend für den Klimaschutz in Deutschland
Wälder in Deutschland können maßgeblich zum Klimaschutz beitragen, wenn sie stärker geschützt werden. Bis zu 48 Millionen Tonnen CO2 könnten diese Wälder pro Jahr bei einer ökologischeren Bewirtschaftung binden – dies entspricht etwa der Hälfte des jährlichen CO2-Ausstoßes von PKW in Deutschland. Das Öko-Institut hat in Zusammenarbeit mit der Naturwald Akademie eine Studie erstellt, welche die Auswirkung dreier Szenarien zur Waldbewirtschaftung auf den Schutz von Klima und Natur untersucht. Im Szenario „Waldvision“ können sich mehr Industrieforste bis Anfang des nächsten Jahrhunderts zu naturnahen Laubmischwäldern entwickeln. Diese sind in der Regel widerstandsfähiger gegenüber Stürmen und bieten mehr Lebensraum für Tiere und Erholungsraum für Menschen.
Die ausführliche Studie finden Sie hier.