Deutschlands Wälder sind stark gefährdet
Dienstag, d. 12.9.2017: Eine neue Studie der Naturwald Akademie belegt, dass wichtige Fakten zum Naturschutz im Waldbericht des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft vom 5.9.2017 fehlen. Vor allem alte, artenreiche Laub-Mischwälder sind extrem stark dezimiert. Zusätzlich werden die Reste dieser Wälder weiter zurückgedrängt und durch artenarme Forste ersetzt. Der Nachwuchs heimischer, zu natürlichen Waldtypen gehörenden Baumarten ist viel zu gering. Alarmierend ist zudem, dass seltene, alte Wälder nachweislich kaum geschützt sind.
„Deutschlands einzigartige und alte Wälder sind stark gefährdet und kaum geschützt. Dabei nehmen sie eine bedeutende Rolle im Klima- und Naturschutz ein. Sie speichern über einen langen Zeitraum Kohlendioxid und sind ein Hort unser bedrohten Tier- und Pflanzenarten,“ sagt Dr. Torsten Welle, wissenschaftlicher Leiter der Naturwald Akademie.
Ursprünglichen Wälder fast verschwunden
Die Naturwald Akademie analysierte den aktuellen Zustand des deutschen Waldes in Hinblick auf den Naturschutz. Dafür wurden die amtlichen Daten der 3. Bundeswaldinventur und des Bundesamtes für Naturschutz ausgewertet. Erfasst wurde u.a. der Zustand der verschiedenen Waldtypen, deren Schutzstatus und Altersbestand. Erste Ergebnisse der Studie, die in der Langfassung Ende 2017 erscheint, liegen jetzt vor.
Die Studie belegt, dass fast alle landschaftsprägenden Waldtypen stark zurückgedrängt wurden. Ob Buchen- oder Eichenwälder: Über 80% der untersuchten Wälder existieren, auf die Fläche bezogen, in der Regel nicht mehr. Sind diese für einen Standort typischen Wälder noch vorhanden, droht ihnen durch intensive Bewirtschaftung das Aus. Es gibt zudem viel zu wenig naturnahen Baum-Nachwuchs, der den bedrohten Wald erneuern würde. Der Forstwirtschaft ergreift kaum Maßnahmen zur Erhaltung und Entwicklung wirklich alter Wälder (Baumbestand über 200 Jahre hinaus). Der ökologisch wertvolle Bestand mit alten Bäumen ist oft gar nicht oder mit weniger als 1% geschützt.
Jetzt die letzten naturnahen Wälder schützen!
Knut Sturm, Waldökologe und Leiter des wissenschaftlichen Beirats der Akademie, sieht hier den größten Schwachpunkt der deutschen Forstpolitik: „Die aktuelle Förderpolitik muss die Erhaltung und Entwicklung von wirklich naturnahen Wäldern ernsthaft in den Vordergrund stellen. Dies bedeutet vor allem eine Förderung von Strukturen, die zu alten Wäldern gehören. Land und Bund müssen jetzt die wenigen Reste der noch naturnahen Wälder konsequent schützen! Nur so können wir artenreiche Wälder erhalten, die sich dem Klimawandel anpassen.“
Downloads
Die vollständige Studie steht im Frühling 2018 zur Verfügung.