Wie die EU-Regeln für Erneuerbare Energie dem Wald schadet
Die Autoren des Kommentars kritisieren die EU-Richtlinie RED, die – trotz des Rates von 800 WissenschaftlerInnen – darauf abzielt, höhere Mengen an Holzbiomasse zur Energiegewinnung zu produzieren. Holz wird dabei als klimaneutraler Brennstoff angesehen. Dadurch würde weltweit ein negatives Zeichen, mit unvorhersehbaren Auswirkungen auf die globalen Waldökosysteme, gesetzt.
Schon die RED 2008 hat zu erhöhten Pellet-Importen aus den USA und Canada geführt, die aber zu fast 90 % aus Rundholz und nicht Altholz bestehen. Da Holzproduktehersteller schon seit Jahrzehnten ihre Holzabfälle verbrennen, sei die Richtlinie nur mit Waldfrischholz zu erfüllen.
Die Ernte von zusätzlichem Holz für die Verbrennung erhöht aber wahrscheinlich den Kohlenstoffdioxid-Gehalt der Atmosphäre für Jahrzehnte oder Jahrhunderte, da es pro erzeugter kWh Strom 1,5-mal mehr CO2 emittiert als Kohle und 3-mal mehr emittiert als Gas. Mehr Kohlenstoff in der Atmosphäre über Jahrzehnte bedeutet auch mehr (Klima-)Schäden über Jahrzehnte. Die Kohlenstoffschuld wird durch den Fakt weiter erhöht, dass ein nachwachsender Wald weniger Kohlenstoff binden kann, als ein bestehender Wald. Obwohl Europa annähernd die Holzmengen der USA und Kanada zusammen erntet, können damit nur ~5,5 % der Primärenergie gedeckt werden. Wäre das Ziel 40 % der zusätzlichen erneuerbaren Energie mit Holz abzudecken, wäre dafür der gesamte aktuelle europäische Holzeinschlag nötig. Die RED setzt das Ziel, die erneuerbare Energie für Wärme um 10 % zu erhöhen. Diese wird überwiegend aus Holz gewonnen und das genannte Ziel benötigt allein 50 % des derzeitigen jährlichen Holzeinschlages in Europa. Die Bereitstellung dieser Holzmenge erfordert wahrscheinlich eine Ausweitung der Ernten in Wäldern auf der ganzen Welt.
Die Autoren schreiben weiterhin, dass die Nachhaltigkeitsbedingungen der RED unzureichend sind. Die Holzernte solle zwar nachhaltig, jedoch nicht kohlenstoffarm erfolgen. Weiterhin bedeutet nachhaltig, dass nicht über dem jährlichen Zuwachs eingeschlagen wird. Würde man allerdings Holz ernten, statt es im Wald zu belassen und so der Kohlenstoffspeicherung zuführen, reduzierte man die Senkenfunktion des Waldes. Ein Verbot, Wälder direkt für Bioenergie zu nutzen, gilt nur für Primärwälder, die allerdings nur einen kleinen Anteil an der globalen Waldfläche haben. Obwohl die RED verlangt, dass Bioenergie große Treibhausgasreduktionen erzeugt, ignorieren ihre Bilanzierungsregeln den Kohlenstoff, der durch die Verbrennung der Biomasse selbst emittiert wird. Letztlich weisen die Autoren darauf hin, dass Solar- und Windenergie leistungsfähiger und wirtschaftlicher sind, als die Nutzung von Holz als erneuerbarer Energieträger.
Rechts finden Sie weitere Studien oder Gutachten, die sich mit der Frage beschäftigen, welche negativen Folgen die Verwendung in der Verbrennung bzw. auch im Bau hat.
Quelle
Searchinger, T.D., Beringer, T., Holtsmark, B. et al. Europe’s renewable energy directive poised to harm global forests. Nat Commun 9, 3741 (2018).
Ergänzenden Literatur
UMWELTGUTACHTEN 2020 – Für eine entschlosseneUmweltpolitik in Deutschland und Europa:Sachverständigenrat für Umweltfragen, Berlin, Januar 2020, S. 68 ff
Philippe Leturcq: GHG displacement factors of harvested wood products: the myth of substitution, Nature research, Scientific Reports volume 10, 20752 (2020)