Alten Wald vor dem Begehren nach Rohstoffen beschützen
Der Naturschutzverein Protect e.V. zeigt, was mit viel Engagement und Sachkenntnis auf regionaler wie auch europäischer Ebene erreicht werden kann. Der vorläufige Rodungsstopp am Buschbeller Wald ist ein schönes Beispiel dafür.

Der Hunger nach Rohstoffen bringt weltweit Ökosysteme an den Rand des Abgrundes. In Deutschland wird dies vor den Toren Kölns ersichtlich. Hier fressen sich riesige Sandbagger in den Boden des Buschbeller Waldes. Wahrscheinlich wäre hier bereits noch mehr Natur zerstört, wenn die Mitglieder von Protect e.V. nicht darum gekämpft hätten. Sie haben herausgefunden, dass der Buschbeller Wald aus rein wirtschaftlichen Überlegungen pflichtwidrig nicht als Natura 2000-Gebiet an die EU-Kommission gemeldet wurde. Stattdessen soll dort nun Sand für die Industrie abgebaut werden. Und das, obwohl der Wald vom Landesamt für Natur-, Umwelt- und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen als schutzgebietswürdig eingestuft wird. Er ist eines der wertvollsten Gebiete zur Erhaltung von FFH-Lebensraumtypen und -Arten in der Region. Zudem nimmt das Waldgebiet aufgrund seiner Lage eine nicht kompensierbare Stellung bei der Vernetzung von Lebensräumen in Europa ein.
Selbsthilfe bei Bedrohung
Protect – Natur-, Arten- und Landschaftsschutz e.V. wurde 2017 in Deutschland von kompetenten Natur- und Artenschützern sowie Künstlern und Naturfotografen gegründet. Initialzündung war die drohende Zerstörung des Buschbeller Waldes, in dessen Nähe einige der Vereinsmitglieder leben. Sie griffen bereits vor der Vereinsgründung mit viel Expertise und Widerstandskraft ein. Zusammen mit anderen Vereinen machte Protect e.V. die drohende vollständige Vernichtung des Waldes durch Sandabbau in Frechen einer breiten Öffentlichkeit bekannt und sammelte in einer Online-Petition fast 120.000 Unterschriften dagegen. Bis zum 01.05.2020 gilt nun ein Rodungsstopp. Die verantwortlichen Politiker und ein großer Naturschutzverband hatten den Wald, den sie eigentlich schützen müssten, anderen Interessen in der Region geopfert.
Recht auf den Erhalt der Natur durchsetzen
Auch wenn Protect e.V. sich dem allgemeinen Naturschutz verschrieben hat, bildet der Schutz von Wäldern und deren Bewohnern einen wesentlichen Teil der Arbeit. Denn das Überleben der Wälder sichert unser Überleben. Alte Wälder sollten aber auch um ihrer selbst willen bewahrt werden. Für Wälder ist zurzeit nicht der Klimawandel die größte Gefahr, sondern das ökologische Desinteresse vieler Entscheider in Wirtschaft und Politik. Daher ist es auch Ziel von Protect e.V., zu erreichen, dass die (EU-)rechtlichen Vorgaben für den Erhalt der Natur eingehalten werden. Die Liste der Projekte und Erfolge der NGO (in Deutschland und Österreich) ist beeindruckend.
An die Zukunft denken
Damit der Buschbeller Wald auch für die nächsten Generationen erhalten werden kann, muss umgehend ein Umdenken vor Ort stattfinden: Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlage statt ihrer unwiederbringlichen Zerstörung aus ausschließlich wirtschaftlichem Interesse. So wünscht man sich manchmal auf Seiten der Zivilgesellschaft, dass sich die Vorstandsmitglieder von zerstörerischen Unternehmen und ihre Profiteure, „Gutachter“ sowie PR-Abteilungen an die eigene Pinocchionase fassen mögen, wenn sie ihren Kindern und Gemeindemitgliedern über ihr Tun berichten.
Infos zum Buschbeller Wald
Der Buschbeller Wald ist ein alter Laubwald auf zum Teil wechselfeuchten Standorten rund 15 km westlich der Kölner Innenstadt. Der Wald ist reich an Alt- und Totholz. Mit seinen Baumriesen und ungezählten Habitaten ist er Lebensraum von zahlreichen, teils sehr seltenen Fledermausarten, Spechten, Greifvögeln und Eulen. Hier leben auch geschützte Amphibien, Insekten, Mollusken, Orchideen und Moose sowie Pilze und Flechten.
Informationen zum Verein
Mehr Material und Hintergründe:
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